Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Anregungen für Epilepsie-Betroffene
(Teil 1)

 

Vermutlich lesen Sie diese Zeilen, weil begründeter Verdacht besteht, dass Sie unter einer „Epilepsie“ leiden. Die im folgenden zusammengestellten Anregungen wollen Ihnen helfen, mit einer solchen Diagnose gut umzugehen. Sie ersetzen nicht den individuellen ärztlichen Rat und die immer gebotene ärztliche Betreuung!
 

Optimistisch bleiben

Möglicherweise können Sie sich nur schwer mit der Vorstellung arrangieren, dass Sie an „Epilepsie“ leiden. Soweit Vorurteile dazu beitragen, lassen sich diese entschärfen: Epilepsie ist weder „unheimlich“ noch durchweg „unheilbar“ oder gar eine „Geisteskrankheit“, wie man früher glaubte. Es handelt sich um abnorme elektrische Entladungen der Nervenzellen im Gehirn. In zwei Drittel aller Fälle lassen sich diese durch eine geeignete Therapie soweit in den Griff bekommen, dass die Betreffenden nach einem Jahr anfallsfrei sind. Wenn es dann auch noch gelingt, nach mehrjähriger Anfallsfreiheit die Medikamente wieder abzusetzen, ist die Epilepsie geheilt.

Sich genau über die Diagnose informieren

Ein einzelner Anfall reicht meist nicht aus, um schon eine „Epilepsie“ zu diagnostizieren. Erst wenn sich Anfälle wiederholen und/oder das Gehirn besondere Veränderungen aufweist (zum Beispiel in Form veränderter Hirnströme), sollte man von einer „Epilepsie“ sprechen. Machen Sie sich bewusst, dass Epilepsie ein Oberbegriff ist, der sehr unterschiedliche „Anfallsformen“ zusammenfasst. Erkundigen Sie sich danach, welche Form der Epilepsie bei Ihnen vorliegt. Davon hängt die Art der Behandlung und eine eventuell erforderliche Anpassung Ihrer Lebensführung ab. Informationen über Epilepsie stehen heute in vielfältiger Form zur Verfügung (als Ratgeberbücher, Broschüren der pharmazeutischen Industrie, im Internet, z. B. unter www.epilepsie.sh, www.izepilepsie.de, www.epilepsie-online.de, www.epilepsien.de). Aktuelle Ratgeberbücher sind: Günter Krämer: Diagnose Epilepsie. TRIAS 2003 und Dieter Schmidt: Epilepsien. Fragen und Antworten. 6.Auflage. W. Zuckschwerdtt Verlag 2002.

Tagebuch führen

Sie helfen, die Diagnose zu sichern, auslösende Ursachen zu erkennen und den Erfolg der Behandlung zu beurteilen, indem Sie ein „Anfallstagebuch“ führen. Entsprechende Hefte erhalten Sie kostenlos von Ihrem Arzt, der diese von Arzneimittelherstellern beziehen kann. Solche Tagebücher sehen insbesondere Platz für folgende Angaben vor: Datum, Uhrzeit, Dauer, Anfallstyp, Schweregrad, mögliche Auslöser. Zeigen Sie dieses Tagebuch Ihrem Arzt bei jedem Besuch.

Aktiv an der Behandlung mitwirken

Übernehmen Sie eine aktive Rolle in Ihrer Therapie. Scheuen Sie sich nicht, offene Fragen, insbesondere auch unbefriedigende Behandlungsergebnisse, Arzneimittelnebenwirkungen und Einschränkungen Ihrer Lebensqualität anzusprechen. Erkundigen Sie sich gegebenenfalls nach Alternativen zur derzeitigen Therapie. Wenn ein einzelnes oder auch mehrere Medikamente unzureichend wirken, ist dies noch kein Grund zur Resignation. Denn mittlerweile gibt es eine Vielzahl wirksamer Antiepileptika, die es vorher auszuprobieren gilt. Machen Sie sich vor einem Arzttermin Notizen, um sich damit selbst an alle wichtigen Punkte zu erinnern. Manche Ärzte schätzen es, wenn Sie schon vorab eine Fragenliste erhalten. Zögern Sie nicht, auch Themen wie Sexualität, Kinderwunsch, seelische Probleme (etwa Angst und Depression) sowie Ihre weitere Lebensplanung mit Ihrem Arzt zu erörtern.

Antiepileptika verlässlich einnehmen

Nehmen Sie das verordnete Antiepileptikum  unbedingt regelmäßig ein (mitunter sind mehrere Medikamente erforderlich!). Schon eine einzige versäumte Dosis kann einen Anfall auslösen! Sorgen Sie dafür, dass immer eine Sicherheitsration der Arzneimittel vorhanden ist (also besorgen Sie sich nicht die neue Ration erst „auf den letzten Drücker“). Führen Sie auch bei kleineren Reisen eine Extradosis bei sich, falls Sie unvorhergesehen woanders übernachten oder mit deutlicher Verspätung nach Hause kommen sollten. Packen Sie bei Flugreisen Ihre Medikamente immer ins Handgepäck (für den Fall, dass die Koffer verloren gehen)! Erkundigen Sie sich bei längeren Auslandsreisen vorab, unter welchen Handelsnamen Ihre Medikamente im entsprechenden Land erhältlich sind. Nehmen Sie die Originalverpackung, ein Arztattest oder einen Notfallausweis mit, damit es an der Grenze keine Schwierigkeiten gibt.

Epilepsie-Pass bei sich tragen

Anfallsleiden gehören zu den chronischen Erkrankungen, bei denen man immer einen „Krankheitspass“ (oft im Scheckkartenformat) bei sich führen sollte (z. B. in der Brieftasche). Auf diesem Pass sind wichtige individuelle Angaben vermerkt, die potenzielle Helfer über die Art Ihres Leidens und dessen Behandlung informieren (z. B. die Namen Ihrer Medikamente). Oft finden sich dort auch Verhaltensanweisungen für Notfälle, die Adresse des Sie behandelnden Arztes und die Telefonnummer von Angehörigen. Eine solche Karte ist besonders wichtig, wenn Sie unter Anfällen leiden, bei denen Sie nicht mehr mit anderen kommunizieren können. Führen Sie ein Attest Ihres Arztes bei sich, wenn Ihnen kein „Pass“ zur Verfügung steht.

Auslöser vermeiden

Anfälle kommen nicht immer aus heiterem Himmel. Es gibt Lebensumstände, die Anfälle fördern. Zu ihnen gehören Schlafmangel, vermehrter Alkoholgenuss (inklusive Alkoholentzug bei Alkoholkrankheit), Flackerlicht (im Fernsehen, in der Disco oder beim Entlangfahren an Gittern oder Baumreihen im seitlichen Sonnenlicht), manche Geräusche und fieberhafte Infekte. Vermeiden Sie solche kritischen Situationen, wo immer es geht. Nehmen Sie beispielsweise ein fiebersenkendes Mittel oder machen Sie Wadenwickel, wenn Ihre Körpertemperatur stark erhöht ist. Verständigen Sie gegebenenfalls einen Arzt. Achten Sie darauf, ob es weitere hier noch nicht erwähnte Auslöser gibt, und sprechen Sie Ihren Arzt darauf an.

Für einen geregelten und entspannten Alltag sorgen

Ersparen Sie Ihrem Körper unnötigen „Stress“. Achten Sie auf regelmäßigen Schlaf und eine gute Zeitplanung (die unnötigem Druck entgegenwirkt). Von Tag zu Tag sollte der Zeitpunkt des Einschlafens und Aufstehens nicht um mehr als ein bis zwei Stunden schwanken. Verhelfen Sie sich zu einem gesunden Ausgleich durch sportliche Aktivitäten und Entspannungsübungen (z. B. in Form von Autogenem Training oder Biofeedback).

Sich vernünftig ernähren

Vermeiden Sie durch regelmäßige Ernährung eine Unterzuckerung, die Anfälle begünstigen kann. Verzichten Sie auf größere Mengen koffeinhaltiger Getränke (Kaffee, Schwarztee, Cola). Gehen Sie vorsichtig mit Alkohol um. Beachten Sie, dass Sie möglicherweise zu den Epilepsie-Betroffenen gehören, bei denen schon geringe Alkoholmengen anfallsfördernd wirken. Konsumieren Sie keinesfalls hochprozentige Getränke.