Vermutlich lesen Sie diese Zeilen,
weil begründeter Verdacht besteht, dass Sie unter einer „Epilepsie“
leiden. Die im folgenden zusammengestellten Anregungen wollen Ihnen
helfen, mit einer solchen Diagnose gut umzugehen. Sie ersetzen nicht den
individuellen ärztlichen Rat und die immer gebotene ärztliche Betreuung!
Bezugspersonen informieren
Scheuen Sie sich nicht, ausgewählte
Angehörige, Freunde und Arbeitskollegen über Ihre Erkrankung aufzuklären.
Sollten diese einmal einen Anfall erleben, werden sie sich nicht unnötig
sorgen, sondern besser in der Lage sein, Ihnen gezielt und vernünftig zu
helfen. Lehrer sollten immer über eine Epilepsie ihrer Schüler informiert
sein. Das gilt auch für Arbeitgeber, falls die Anfälle die Arbeitsleistung
oder das Unfallrisiko beeinflussen. Ansonsten brauchen Sie keinesfalls
jedem die Diagnose mitteilen, da Vorurteile und Unsicherheiten gegenüber
Anfallskranken noch immer verbreitet sind.
Sich im Verkehr verantwortungsvoll verhalten
Glücklicherweise sind epileptische
Anfälle am Steuer insgesamt selten. Dennoch können Anfallsleiden die
Fahrtauglichkeit einschränken oder ganz ausschließen. Letzteres ist zum
Beispiel der Fall, wenn Anfälle ständig wiederkehren. Für Fahrtauglichkeit
spricht dagegen, wenn drei bis sechs Monate nach einem einmaligen Anfall
kein weiterer mehr aufgetreten ist. Im eigenen Interesse und aus
Verantwortung gegenüber Ihren Mitmenschen sollten Sie alle Fragen zur
Fahrtauglichkeit eingehend mit einem Facharzt besprechen und in
Zweifelsfällen lieber auf das Führen eines Fahrzeugs verzichten.
Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe aufnehmen
In den meisten größeren Städten gibt
es mittlerweile auch Selbsthilfegruppen für Epilepsie-Betroffene. Adresse
erhalten Sie von Krankenkassen, kassenärztlichen Vereinigungen, der
örtlichen Presse, dem paritätischen Wohlfahrtsverband, neurologischen
Kliniken, der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und
Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS: www.nakos.de) oder durch das
Internet (z. B. www.epilepsie-selbsthilfe.de und www.epilepsie.sh). In
Selbsthilfegruppen erleben Sie, dass Sie mit Ihrem Problem nicht allein
sind. Sie erfahren, wie Gleichbetroffene schwierige Situationen bereits
gemeistert haben, und lernen so, ihre Krankheit zu akzeptieren und mit ihr
leben. Durch die wachsende Kompetenz im Umgang mit der Epilepsie wird auch
Ihr Selbstvertrauen wachsen. Viele Selbsthilfegruppen kooperieren mit
Ärzten, die durch Vorträge und Fragestunden die Arbeit der Gruppe
unterstützen.
Internetinformationen und –kontakte nutzen
Das Internet entwickelt sich auch für
Patienten mit Epilepsie immer mehr zu einer hilfreichen Informations- und
Kontaktquelle. Davon profitieren nicht zuletzt Betroffene, die kaum mobil
sind oder sehr abgelegen wohnen. Sie finden im Internet „Foren“, in denen
sie sich mit Gleichbetroffenen austauschen können (z. B. unter
www.epilepsie-online.de, einem Internet-Angebot, das vom Kölner
„Epilepsie-Netzwerk“ gestaltet wird). Nützliche Informationen zum Thema
Epilepsie finden Sie auch unter folgenden Adressen: www.epilepsien.de,
www.izepilepsie.de.
Vernünftig Sport treiben
Grundsätzlich können und sollen auch
Epilepsie-Betroffene Sport treiben, da dies Wohlbefinden, Selbstvertrauen
und soziale Kontakte wesentlich steigern kann. Allerdings gilt es, einige
Regeln zu beachten. So sollten Sie auf folgende Sportarten grundsätzlich
verzichten: Boxen, Bungeespringen, Fallschirmspringen, Flugsport,
Gebirgsklettern, Gleitschirmfliegen, Klettern, Motorsport, Schießen,
unbeaufsichtigtes Schwimmen, Skiabfahrtslauf, Skispringen, Surfen und
Tiefseetauchen. Die meisten anderen Sportarten lassen sich in aller Regeln
ausüben, wenn entsprechende Sicherheitsvorkehrungen eingehalten werden (z.
B. Begleitung und Aufsicht beim Schwimmen, Benutzung einer Schwimmwesten,
Tragen eines Fahrradhelms) oder sich die Sportpraxis den Besonderheiten
der Erkrankung anpassen lässt. Da sich beim Sport vermehrt saure
Stoffwechselprodukte ansammeln, besteht nicht die Gefahr, dass Sie durch
verstärktes Atmen einen Anfall auslösen. Finden Sie selbst heraus, was
Ihnen gut tut und was Sie besser unterlassen sollten.
Sexualleben weiter genießen
Epilepsie-Betroffene berichten
häufiger über Beeinträchtigungen ihres Sexuallebens (z. B. des sexuellen
Verlangens). Dabei ist nicht immer klar, woran es genau liegt: an der
Grunderkrankung, den Medikamenten oder eigenen und fremden Reaktionen auf
die Epilepsie. Meistens steht eine Epilepsie einem befriedigenden
Sexualleben nicht im Wege, insbesondere wenn sich dieses im Rahmen einer
stabilen Partnerbeziehung entfaltet. Anfälle werden durch
Geschlechtsverkehr nicht häufiger ausgelöst als durch andere Aktivitäten.
Beugen Sie möglichen Irritationen Ihres Intimpartners vor, indem Sie
diesen über Ihr Gesundheitsproblem aufklären. Nutzen Sie die Möglichkeit,
sexuelle Fragen mit einem Facharzt im Beisein Ihres Partners zu
besprechen. Dabei kann es sinnvoll sein, auch die Sicherheit der gewählten
Empfängnisverhütungsmethode zu klären. So kann es bei sogenannten
Minipillen vorkommen, dass deren Wirkung durch einige Antiepileptika
beeinträchtigt wird.
Flackerlicht vermeiden
5 Prozent aller Epilepsie-Betroffenen
sind „fotosensibel“. Bei ihnen kann flackerndes Licht (z. B. defekte
Neonröhren, Lichtreflexionen, Lichteffekte in Diskotheken) einen Anfall
auslösen. Finden Sie heraus, ob Sie zu dieser Risikogruppe gehören, in dem
Sie bei sich ein EEG mit Flickerlichtstimulation durchführen lassen.
Beachten Sie einige Vorsichtsregeln, sofern Sie „fotosensibel“ sein
sollten. Benutzen Sie beispielsweise zum Fernsehen Geräte mit hoher
Bildwiederholungshäufigkeit (100-Hertz). Verdunkeln Sie den Fernsehraum
nie komplett und halten Sie einen ausreichenden „Sicherheitsabstand“ zum
Gerät (zwei bis drei Meter).
Schwerbehindertenausweis erwägen
Lassen Sie sich über die Vor- und
Nachteile eines Schwerbehindertenausweises beraten, wenn Sie schon über
längere Zeit unter Epilepsie leiden. Wenn Sie einen festen Arbeitsplatz
haben, können Sie dadurch z. B. in den Genuss zusätzlicher Urlaubstage und
eines besonderen steuerlichen Freibetrags kommen. Andererseits fällt es
Schwerbehinderten oft schwieriger, einen Arbeitsplatz zu finden. |