Wie jeder andere Psychotherapeut möchte
natürlich auch ich, dass sich meine Patienten zu ihrem Besten
weiterentwickeln. Allerdings bemühe ich mich, sie dabei möglichst
"druckfrei" zu begleiten. Im Falle der mit Herrn X vereinbarten
Kurzzeittherapie kann und will ich mich nicht davon freisprechen, dass ich
gemeinsam mit Herrn X "möglichst viel in kurzer" Zeit erreichen möchte,
also durchaus eigenen Leistungsdruck verspüre bzw. diesen ausstrahle.
Dabei muss ich mich fragen, ob der in mir gespürte Leistungsdruck ganz auf
mein Konto geht (ich kann mich von solchen Tendenzen nicht freisprechen)
oder ob er eher im Patienten angesiedelt ist. Denkbar ist auch, dass der
Patient in mir Leistungsdruck erzeugt (sog. Gegenübertragung), der dann
darauf rückschließen lassen würde, dass er sich früher von wichtigen
Bezugspersonen unter Druck gesetzt fühlte. Da mir mein eigenes Gefühl
sagt, dass der zwischen mir und Herrn X bestehende "Leistungsdruck" nicht
ausschließlich in meiner Person wurzelt, scheint Herr X diesen zumindest
teilweise von sich auf mich zu projizieren. |