Hier beschreibt Herr X eine elementare
Erfahrung, die wir alle gerne ignorieren: Wir können nur ahnen, was sich
im anderen abspielt - genau wissen werden wir es nie. Dennoch sollten wir
uns darum bemühen, um uns möglichst viele "Ent-Täuschungen" zu ersparen
und uns das Zusammenleben zu erleichtern. Daher lade ich grundsätzliche
alle Patienten ein, das Wechseln von Perspektiven zu einer Grundhaltung
ihres Lebens zu machen und die Welt - soweit dies überhaupt möglich ist -
immer auch "durch die Brille des anderen" zu betrachten. Eine wichtige
Übung, die Herr X auch ansatzweise gemacht hat, besteht darin, die
Lebensgeschichte der Eltern aufzuschreiben unter Fragestellung "Wie ist
mein Vater/Mutter zu der Person geworden, die sie heute ist?". Auf diese
Weise lernt man, die Welt bzw. die Geschichte einmal aus einer anderen
Perspektive zu durchleben. In aller Regel verbessert dies die Beziehung zu
den Eltern und ermöglicht dort eine "Versöhnung", wo sie nötig erscheint.
Auch in Partnerbeziehungen ist ein regelmäßiger "Brillentausch" fast ein
"muss". Für meine Patienten habe ich entsprechende Arbeitspapiere
entwickelt. |