Mein Alltag fällt mir zur
Zeit oft relativ schwer. Ich muss sehr sehr häufig gegen meine schlechten
Gefühle ankämpfen. Manchmal kann ich es mir nicht erklären, was mit mir
los ist und manchmal bin ich mir gar nicht sicher wie es mir überhaupt
geht.
Ich habe keine großen
Ängste, ich bin auch nur sehr selten depressiv, ich bin auch nicht in das
von mir befürchtete Loch gefallen. Über diese Dinge bin ich
außerordentlich froh und ich werde alles dafür tun, dass es so bleibt.
Ich habe aber viele
Befürchtungen, vor allem denke ich oft, dass mein Leben irgendwie aus den
Fugen geraten könnte. Das äußert sich in vielen kleinen Dingen, zum
Beispiel, dass ich mich manchmal in alltäglichen Situationen, wie zum
Beispiel in Restaurants oder im Auto unwohl fühle, oder dass ich oft ganz
normale Handlungen, wie zum Beispiel Spülen, Schreibarbeit erledigen oder
im Geschäft das Kleingeld aus meinem Portemonnaie kramen, ganz bewusst und
recht verkrampft oder mit zittrigen Händen ausführe. Das sind Dinge, die
mir das Leben schwer machen und die mich auch oft davon abhalten, fröhlich
und unbeschwert zu sein.
Ich weiß, dass ich durch
Dr. Mück richtige Ansätze gefunden habe, Probleme anders zu bewerten und
dadurch zu erreichen, dass sie ihre Macht über mich verlieren. Eine
wichtige Rolle spielt ganz sicher mein Schamgefühl. Ich versuche mit aller
Kraft, meine „Schwächen“ vor meiner Umwelt zu verbergen. Ich denke jetzt
oft in den entscheidenden Situationen, vor allem im Kontakt mit anderen
Menschen, daran, was passieren würde, wenn ich mich so zeige, wie ich bin.
Was kann mir passieren? Warum denke ich so beharrlich, dass sich meine
Mitmenschen sich über mich lustig machen oder sich sogar von mir abwenden
könnten oder mir etwas anderes schlimmes
passieren könnte? Und selbst wenn, was wäre so schlimm daran? Wer sich von
mir abwenden würde, mit dem möchte ich sowieso nichts zu tun haben.
Wenn ich meinen Verstand
befrage und mir die Situation vorstelle, mich zum Beispiel durch zittrige
Hände zu blamieren, mir dann aber vorstelle, wie positiv die anderen auch
reagieren könnten, kommt es vor, dass sich bei mir eine gewisse
Gelassenheit einstellt, das Gefühl, mich fallen lassen zu können und auch,
dass ich doch eigentlich in meinem Leben sehr sicher sein kann und dass
mir nichts schlimmes
passieren wird.
Ich muss zugeben, dass
mir das Anti-Schamtraining, das ich anfänglich so intensiv betrieben habe,
schwerer gefallen ist und dass es auch ein wenig eingeschlafen ist. Ich
bin schnell wieder in alte Verhaltensweisen verfallen und gehe den
angenehmen Weg, denn bei dem Anti-Schamtraining ist es immer wieder nötig,
Grenzen zu überwinden und das ist im ersten Moment zumeist unangenehm.
Nach der dritten Sitzung
hatte mich Dr. Mück gebeten, meine Ziele zu formulieren, die ich mir für
die Therapie setze. Was will ich erreichen? Die Formulierungen sind an
bestimmte Vorgaben gebunden. Die Ziele sollen so konkret wie möglich sein.
Ich soll nicht aufschreiben, was ich nicht mehr möchte, sondern das, was
ich im positiven Sinne verändern möchte.
„Ich möchte beim Gespräch
mit Menschen weniger angespannt sein“ wäre zum Beispiel eine falsche
Formulierung, besser wäre „Ich möchte gerne mit anderen Menschen zusammen
sein.“
Ich habe mich sehr schwer
getan, meine Ziele zu formulieren. Nicht, dass mir nicht eingefallen wäre,
was ich abstellen möchte, aber ich konnte es nicht so formulieren, dass es
positiv ausgedrückt war. Und wenn, hatte ich das Gefühl, dass es das
Ausmaß meiner Probleme nicht erfasste und nicht dem entsprach, was
wirklich wichtig ist.
Dr. Mück hat mich darauf
angesprochen, dass meine Ziele sehr negativ formuliert sind und er hat
mich gebeten, sie zu überarbeiten.
Zuerst habe ich gedacht:
„Der hat gut reden, wenn der das mal erleben könnte, wie es mir manchmal
geht, dann würde er anders denken.“
Bei dem Gespräch in der
Sitzung wurde mir erst richtig klar, worum es geht: Ich soll mich schon in
der Art wie ich denke von meiner grundsätzlich negativen Haltung lösen,
soll lernen, in einer grundsätzlich positiven Weise zu denken. Ich soll
mich gesund fühlen und auf Dauer eine Sicherheit gewinnen, um nicht so
schnell wieder in einen negativen Gedankenkreislauf zu gelangen.
Außerdem ist es
hilfreich, realistische Ziele zu verfolgen, die sich erreichen lassen, was
eine positive Wirkung haben kann. Ich habe auch erfahren, dass solche
Dinge keinen anderen Menschen aus mir machen werden, aber dass sie ein
kleiner Baustein zu einer positiven Veränderung sein können.
In der Stunde habe ich
Dr. Mück über meine Erfahrungen berichtet, die ich bei der Aufgabe gemacht
habe, den Lebenslauf meines Vaters und Großvaters aufzuschreiben. Ich habe
einige intensive Gespräche mit meinem Vater geführt und ich habe es so gut
es ging, niedergeschrieben. Es ist mir schwer gefallen, denn mein Text
kommt mir vor, wie ein Flickwerk, zusammengesetzt aus Einzelteilen, die
ich mir in den Gesprächen gemerkt habe.
Als Dr. Mück mich fragte,
ob mir klar sei, warum ich den Lebenslauf meines Vaters aufgeschrieben
hätte, war mir schon klar, dass ich das nur für mich getan habe und nicht,
um für irgendwen eine schöne Geschichte zu schreiben. Aber was Dr. Mück
dann dazu sagte, war sehr nachhaltig. Er sagte, dass ich dabei
insbesondere schauen soll, warum mein Vater so geworden ist, wie er ist.
Und ich soll darauf schauen, warum ich so geworden bin, wie ich bin.
Es ist ein besonderes
Gefühl, wenn ich jetzt darüber nachdenke. Es ist immer noch nicht richtig
greifbar, aber ich spüre, dass es mich ein wenig entlastet, die
Entwicklung in meinem Leben und vielleicht sogar im Leben meines Vaters
und Großvaters als Ursache für meine Probleme anzusehen. Ich habe das
Gefühl, dass es mir hilft, meine negativen Gefühle zu akzeptieren und
nicht mich und mein Verhalten als Ursache dafür anzusehen. Ich konnte
wahrscheinlich gar nicht anders, als so zu werden. Vielleicht helfen mir
diese Gedanken dabei, zur Ruhe zu kommen.
Zu Sitzung
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