Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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"Internetgestützte Psychotherapie" Beispiel 19

56-jähriger Patient mit mittelgradiger depressiver Störung nach Partnertrennung

Er schreibt: "In dem Wort Wahrnehmen befindet sich alles zu diesem Angebot der E-Mail-gestützten Psychotherapie. In meiner anfänglichen Trennungsphase habe ich nur noch wenig Leben wahrgenommen: bei mir, bei meiner Familie. Alles war zugespitzt auf mein Gefühl "Verlust". Meine Wahrnehmung war hochgradig eingeschränkt, fixiert! Ich bin durchaus auch ein 'Schreibmensch'. So habe ich von Okt.2002 bis Dez. 2003 dutzende Briefe an meine Exfrau geschrieben - und damit auch mir selber. Aber diese Briefe sprachen alle nicht vom Leben in seiner Vielfalt. Sie kamen aus meinem Schmerz und kreisten ständig um ihn und dazu noch höchst 'an der Oberfläche bleibend'. Ich war nicht in der Lage, differenziert an Ursachen zu denken und mich damit auseinander zu setzten. Dennoch wollte ich diese Auseinandersetzung. Beides ist klar (klar geworden), sonst wären ich nicht zur Psychotherapie gekommen!

E-Mail-gestützte Psychotherapie? Voraussetzung dafür ist für mich der gespürte Wille, auch der nicht-gespürte Wille. Und letzterer muss erkundet werden. Das Angebot der E-Mail-gestützten Psychotherapie kommt beidem nach. Das ist gut, weil sie beim Patienten einen weiteren Kommunikationskanal nach und nach öffnen kann.

Wie geschieht dies?

Beim Schreiben entsteht immer auch eine besondere Zeit, eine Zeit der Muße und Besinnung. Und ganz wichtig: eine Zeit der Nachbesinnung. Denn der Schreibende kann durch die schriftliche Fixierung nochmals nachlesen und nachempfinden. Zusammen mit der in der mündlichen Kommunikation erlebten Fachkompetenz kann der Patient damit dreierlei erreichen:

1. Die E-Mail-gestützten Psychotherapie macht den Patienten von festen Therapie terminen unabhängig. Denn zu jeder Zeit kann er sich an den Therapeuten wenden (Zeitaspekt)

2. Der Patient bekommt das Gefühl und das Wissen, mit sich nicht mehr alleine zu sein. Der Therapeut ist kompetent immer da, wenn 'ich' ihn brauche. (Elternaspekt als Zentralaspekt)

3. Der Patient verlässt endlich seine 'unscharfe Lebensoberfläche'. Er 'sieht' endlich wieder immer mehr die Lebensvielfalt (Unterstützungsaspekt des Therapiezieles).

Im Verlauf der E-Mail-gestützten Psychotherapie bilden sich sicherlich individuelle Nutzungsintensitäten heraus. Dafür gibt es eine Fülle von Gründen, z.B.:

  • Fortschritte im Selbsterkennen, Gegenübererkennen, Welterkennen (Phase des Erkennens)
  • Die gestaltende Umsetzung dieses Erkannten - auch die teilweise und allmähliche Umsetzung (Phase des Probierens)
  • Aufbau eines Erfolgsgefühls - spüren eines neuen aktiven ICHs mit Elementen des alten (Phase des Speicherns)

Der Einbezug von E-Mail-gestützter Psychotherapie ist ein Stück mehr hin zum normalen Umgang zwischen Menschen. Das klingt zunächst paradox: In der Alltagswelt werden Probleme in der Regel verbal oder nonverbal oder durch eine Mischung bewältigt. Aber: Die E-Mail-gestützten Psychotherapie kann eine verstärkte Annahme des Therapeuten erzeugen (Elternaspekt mit allen oben angedeuteten Effekten und Affekten (Kartharsis). So kann sich die Ebene der Heilung (um die es ja geht) verstärkt stabilisieren (Phase der Stärkung und Abnabelung)

Vorläufiges Fazit : Ich plädiere für eine Beibehaltung der E-Mail-gestützten Psychotherapie. Über deren formale, auch abrechnungstechnische Bedingungen ist sicherlich nachzudenken. Denn es bedeutet für den Therapeuten einen  vermehrten Zeit- und Hinwendungseinsatz.

Zur Nutzungsintensität der E-Mail-gestützten Psychotherapienoch ein Nachgedanke: Hier habe ich mir oft mehr Aktivität von meiner Seite gewünscht. Ich glaube: es wäre ein 'gewichtiges Buch' für mich geworden - aber ich trage ja in mir den erfahrbar gewordenen Anstoß und kann jeder Zeit individuell weiter schreiben (Aspekt der guten Erfahrung).