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Der Organismus kennt
– grob gesprochen – zwei Hauptaktivierungszustände:
- einen
auf Ruhe und Erholung abzielenden Zustand (er wird besonders vom „parasympathischen
Nervensystem“ gefördert),
- einen
auf Aktivität abzielenden Zustand (er unterliegt vor allem Einflüssen
des „sympathischen Nervensystems“)
Der erstgenannte
Zustand spiegelt sich vor allem in „mehr“ HF-Aktivität, der
zweitgenannte in mehr LF bzw. VLF-Aktivität wider. Ein Herz erscheint um so
anpassungsfähiger, je mehr es sich beider Aktivitätsarten in einem
ausgeglichenen Verhältnis bedienen kann. Ungünstig erscheint es, wenn
das Verhältnis der beiden Aktivitätspole unausgewogen ist. Das ist
insbesondere der Fall, wenn die LF/VLF-Aktivität einseitig überwiegt
(dann drohen zum Beispiel Herzrhythmusstörungen oder andere
Anpassungsstörungen).
Das Verhältnis
zwischen sympathischer und parasympathischer Aktivität (LF/HF) liegt
bei 1,5 bis 2,0 „in der Norm“. Höhere Werte bedeuten,
dass das sympathische (also das aktivierende) Nervensystem übermäßig
tätig ist. In einem solchen Fall kann es sinnvoll sein, durch
gesundheitsfördernde Maßnahmen (wie Ausdauersport,
Entspannungstraining, geeignete Medikamente, Psychotherapie) die
parasympathischen Anteile des Nervensystems zu kräftigen. Ob solche Maßnahmen
greifen, kann man dann daran überprüfen, ob sich die Verhältniszahl
(Quotient) zwischen LF und HF verkleinert bzw. ob sich andere Daten verändern,
die Ausdruck vermehrter parasympathischer Aktivität sind (zum Beispiel
Erhöhung von PNN50 oder RMSSD).
Zum Vergleich können
folgende an gesunden 43 gesunden Studenten erhobene Normwerte
dienen (Mittelwerte nach M. Mück-Weymann 2001,
unveröffentlicht). Hierbei handelt es sich um extrem junge
Bezugspersonen (Alter: 23,3 +/- 3,5 Jahre), was beachtet werden muss, da
die HRV altersabhängig ist:
Durchschnittliche
Herzfrequenz: 75
Gesamtleistung (0,00-0,40 Hz): 6.120,2
ms2
VLF-Leistung (0,00-0,04 Hz):
2.437,2 ms2
(39,9 %)
LF-Leistung (0,04-0,15 Hz):
2.234,3 ms2 (36,5 %)
HF-Leistung (0,15-0,4 Hz):
1.442,6 ms2 (23,6 %)
LF/HF:
???? (international: 1,5-2,0)
RMSSD:
51,7 ms
PNN50:
12,3 %
Werte nach Taskforce
(1996):
24-Stundenregistrierung:
Spektralanalyse bei
5minütiger Aufzeichnung im Liegen:
Gesamtleistung:
3.466 ms2 ± 1.018
LF
1.170 ms2 ± 416
LF
975 ms2
± 203
LF/HF
1,5 – 2,0
Allgemein gilt: Bei Gesunden schwanken die Herzfrequenzwerte in Abhängigkeit von
der Atmung normalerweise um mehr als 15 pro Minute. Werte zwischen 11
und 14 pro Minuten sind grenzwertig, solche unter 10 pro Minute
krankhaft.
Eine aussagefähige
Analyse setzt eine Gesamtbetrachtung aller Werte voraus und kann
letztlich nur durch einen Fachmann bzw. eine Fachfrau sinnvoll erfolgen.
In die Auswertung müssen immer auch folgende Einflussfaktoren
einbezogen werden:
-
Körperlage
-
Alter
-
Geschlecht
-
Trainingszustand
-
Belastungen
-
Valsalva- und ähnliche Manöver
-
Tageszeit
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Medikamente (wie Atropin, Phenylephrin, ß-Rezeptorenblocker,
Psychopharmaka) |