Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Tragischer Weg in eine Essstörung ("Fressanfälle") - Internetzuschrift


Meine Lebens- und Leidensgeschichte dauert nun schon mehr als 20 Jahre an, ich bin jetzt 39 Jahre alt.

Als ältestes von 4 Kindern hatte ich schon früh zuhause Verantwortung zu übernehmen. Mein Vater hat aber nie damit hinter dem Berg gehalten, dass er mich nicht mag (Meine Eltern mussten wegen mir heiraten. Auf meine Frage, die ich mal naiverweise gestellt habe, warum er denn dann noch 3 Kinde gemacht habe, wenn er meine Mutter nicht mag, bekam ich was hinter die Ohren). Lob bekamen in der Regel nur die anderen, ich durfte arbeiten. Einmal, da war ich 16 hat er sogar vor Kunden (wir hatten ein kleines Geschäft) gesagt, er hasst mich seit der Sekunde, ich der ich geboren wurde. Ich habe immer gedacht, ich müsse was Schlimmes sein und habe geschuftet wie blöde, um vielleicht etwas Anerkennung und Lob zu bekommen. In dieser Zeit habe ich aus Frust angefangen zu essen (zu Anfang nachts, damit es keiner mitbekam. Erbrochen habe ich nicht.)

Meine Geschwister durften immer mehr als ich und wenn ich meine (vermeintlichen) Rechte versucht habe einzufordern, dann gab es in der Regel Ärger (Solange du deine Füße unter meinen Tisch streckst...).

Als ich dann meinen ersten Freund hatte (mein jetziger Mann), gab es auch nichts als Ärger, weil er meinen Eltern nicht recht war. Gegenüber seinen Eltern haben sie mich beschimpft und als Lügnerin und Hure betituliert, nur weil ich mir etwas sexy Unterwäsche gekauft hatte.

Seine Eltern waren sehr nett zu mir, aber seiner Mutter konnte ich es anfangs nie recht machen. Naja, wir sind trotzdem zusammengezogen und haben vor 10 Jahren geheiratet. Aber irgendwie bin ich den Ärger mit meinen Eltern nie losgeworden, sogar Alpträume habe ich bekommen und das Essen wurde schlimmer. Einmal, meine Eltern hatten sich zwischenzeitlich getrennt, hat mein Vater bei mir angerufen und mich an meine Tochterpflichten erinnert. Da habe ich das erste mal gewagt, mich zu wehren (und hinterher ein schlechtes Gewissen gehabt). Vorher bin ich immer gesprungen, wenn meine Eltern gerufen haben, was oft zum Streit mit meinem Mann (damals noch Freund) führte. Zwischenzeitlich war ich auf 100 Kilo "angewachsen".

Mit dem Haushalt kam ich irgendwann nicht mehr klar, ich glaube das war zu der Zeit, als die Mutter meines Mannes noch einen Schlüssel zu unserer Wohnung hatte und in (un)schönen Abständen meinen Haushalt kontrollierte, nicht ohne mir jedes Mal zu sagen, was für ein Versager ich doch sei und dass ich ihren Sohn gar nicht verdient hätte. Sie hat es sich auch nicht nehmen lassen, anderen fremden Leuten von ihren missratenen Kindern zu erzählen (ich erinnere mich an einen Tag als wir für sie eine neue Wohnzimmer-Garnitur kaufen wollten und sie der Verkäufern erzählte, dass wir die vorherige kaputt gebumst hätten!).

Das Essen wurde noch schlimmer und ab einem Punkt konnte ich mich zu nichts mehr richtig aufraffen. Ich ließ mich und den Haushalt immer weiter gehen. Ich muss erwähnen, dass ich berufstätig bin und ab einem gewissen Punkt diese Lethargie auch hier Einzug hielt (ich kann das aber noch gut verbergen).

Ass dann meine Schwiegereltern (im gleichen Haushalt lebt die behinderte Schwester meines Mannes) erkrankten, haben mein Mann und ich uns um sie gekümmert, das heißt, ich bin einkaufen gefahren, habe sie zu Ärzten begleitet, habe ab einem Punkt Essen auf Rädern und den Pflegedienst organisiert und mich ansonsten um alles -Organisatorische gekümmert. Da mein Mann außerhalb arbeitete und auch gerade in der Fortbildung war, war es ihm nur an den Wochenenden möglich. Trotzdem war ich immer an allem, was ihr Sohn in den Augen meiner Schwiegermutter falsch gemacht hatte, Schuld. Auch das wir (nach langer Suche) katholisch wurden, war meine Schuld. Ihr Sohn hätte so etwas nie gemacht. Außerdem war ich zu fett, um jemals Kinder zu kriegen und das könnte ich eh nicht und und und, es wurden 150 Kilo. Regelmäßig wurde ich als seelischer Abfalleimer missbraucht, was mich (so doof muss man sein) auch noch stolz machte. So viel Vertrauen!

Heute weiß ich, dass jeder Stich bei mir einen Fressanfall ausgelöst hat. Aber ich war immer der Meinung, ich müsse dankbar sein, weil sie mich ja damals aufgenommen hatten und uns Anfangs auch finanziell unterstützt hatten (nicht ohne dieses jedes Jahr immer wieder zu erwähnen).

Kurz vor ihrem Tod (nach mehreren Schlaganfällen) hat meine Schwiegermutter uns dann noch erklärt, sie wolle nicht, dass wir an ihrer Beerdigung teilnehmen und sie wolle anonym bestattet werden. So hat sie uns auch das genommen.

Zwischenzeitlich ist auch mein lieber Schwiegervater (nach schwerem Krebs und Demenz) gestorben, die Schwester meines Mannes ist in einem Pflegeheim und ich fürchte mich vor der Zukunft, denn sie hat viele Muster ihrer Mutter übernommen und beginnt (wenn auch eher zaghaft) dieselben Reden zu schwingen. Wir versuchen ihr mit Liebe und Geduld zu zeigen, dass nicht alles so schlecht ist, wie sie das von ihrer Mutter mitbekommen hat, aber schaffen wir das?

Ich muss sehr oft weinen und kriege jetzt gar nichts mehr auf die Reihe. Ich habe sogar schon an Selbstmord gedacht.

Jetzt war ich bei einer Psychotherapeutin, aber die hat mir erst mal nur Tabletten (Fluoxetin) gegeben und meinte, die müssten helfen. Ansonsten solle ich einfach mal ein paar Wochen Urlaub nehmen und die Wohnung auf die Reihe kriegen. Ich habe ihr gesagt, dass das Arbeiten an sich nicht das Problem ist, ich kann mehrere Tage wie blöde schuften und alles sauber machen, aber ich schaffe es nicht dabei zu bleiben. Ich habe schon versucht, mich mit kleinen Erinnerungszetteln, Versprechungen gegenüber dritten etc. zu überlisten, aber ich schaffe es nicht. Das konnte sie nicht verstehen.

Kann man mir überhaupt helfen? Ich möchte so gerne wieder glücklich sein und eine schöne Wohnung haben und Freunde und nicht mehr so viel weinen. Ist das zuviel verlangt?