Bericht einer 25-jährigen Patientin über die erste Behandlungswoche
Meine Angst fing zu Beginn meines Studiums an. Ich saß in der Mitte
eines vollen Hörsaals und bekam plötzlich Panik, dass ich mich irgendwie
blamieren könnte. Rational konnte ich mir meine Angst gar nicht
erklären, aber ich bin aus der Vorlesung gestürzt und habe mich für den
Rest meines Studiums immer an den Rand gesetzt. Rückwirkend betrachtet
schon mein erster Fehler: ich habe die mir Angst machende Situation nach
der ersten Panikattacke vermieden.
Ich fing
an, mich in immer mehr sozialen Situationen extrem unwohl zu fühlen oder gar
regelrechte Angst zu verspüren. Präsentationen während des Studiums wurden zur
Qual. Paradoxerweise wurde ich für meine Vorträge jedes Mal gelobt, aber bei
mir kam das gar nicht an. Schon Wochen vor einer Präsentation konnte ich nicht
mehr schlafen und habe mir überlegt, wie ich die Situation doch noch vermeiden
kann. Es war wohl die klassische Angst vor der Angst.
Vor etwa
zweieinhalb Jahren stand ich an einer Kasse und war gerade dabei, zu bezahlen.
Plötzlich bekam ich totale Panik, die sich körperlich durch extremes Zittern
äußerte. Ich konnte kaum unterschreiben und wollte nur noch weg. Mir war mein
Zittern sehr peinlich und ab da wurden auch Situationen, in denen ich vor
anderen (Unter)schreiben musste zur Qual, so dass ich nun auch diese
Situationen gemieden habe. Wieder ein großer Fehler, denn nun fing ich
grundsätzlich in Angstsituationen an zu zittern. Zusätzlich bekam ich auch
starke Angst vor dem Fliegen bzw. vor Höhen insgesamt. Erst durch mein
konsequentes vermeiden habe ich meiner Angst die Möglichkeit gegeben, sich so
stark auszubreiten.
Mir war
klar, dass das so nicht weitergehen kann. Ich war immer ein fröhlicher und
erfolgreicher Mensch und ich wollte mein Leben zurück. Ich wollte nicht mehr
aus Angst auf etwas verzichten. Aber ich wusste nicht, was überhaupt mit mir
los ist. Meine Angst erschien mir ja selbst total irrational, aber ich dachte
fälschlicherweise, ich kann es einfach nicht kontrollieren und wusste auch
nicht, wie ich mir selbst helfen kann. Zufällig entdeckte ich im Internet das
Stichwort „Soziale Phobie“ und dachte: das habe ich! Mein Verhalten entsprach
genau der beschriebenen Symptomatik. Das war fast eine Erleichterung. Und mir
war auch klar, dass ich jetzt wirklich selber Schuld bin, wenn ich nicht
sofort den Mut aufbringe, psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Ebenfalls über das Internet entdeckte ich zufällig die Homepage von Herrn Dr.
Mück. Ich war direkt begeistert, denn die umfangreichen Informationen auf der
Seite waren für mich ein Indiz für einen sehr engagierten Psychotherapeuten.
Ich schilderte in einer E-Mail kurz mein Problem. Nach etwa einer Stunde hatte
ich bereits seine Antwort mit der Bitte, den „Lebensfragebogen“ auszufüllen
und ihm zuzusenden. Ich fühlte mich richtig gut und war stolz auf mich, den
Mut aufgebracht zu haben, diesen Weg zu gehen.
Den
Lebensfragebogen füllte ich direkt am nächsten Tag aus. Viele Dinge, die mich
belastet haben, habe ich dabei zum ersten Mal schwarz auf weiß vor mir gesehen
und mir wurden Zusammenhänge klar, die ich vorher noch gar nicht erkannt
hatte. Nach dem Erhalt meines Fragebogens schrieb mir Herr Dr. Mück direkt
eine E-Mail und bat mir einen Termin am nächsten Tag an. Ich war unendlich
erleichtert und sah zum ersten Mal seit langer Zeit ein Licht am Ende des
Tunnels. Aufgrund des mehrfachen E-Mail-Kontaktes bereits vor der ersten
Sitzung hatte ich schon eine Art Vertrauensbasis zu Herrn Dr. Mück aufgebaut.
Und es hat mich beeindruckt, wie schnell er immer geantwortet hat. Ich kannte
ihn zwar noch nicht persönlich, fühlte mich aber im Hinblick auf mein Problem
bereits sehr ernst genommen. Vier Tage nach meiner Kontaktaufnahme hatte ich
meine erste Sitzung. Und erstaunlicherweise waren Anspannung und Nervosität
(die mich bis dato so lange begleitet hatten) sehr schnell verflogen. Ich
konnte mich öffnen und habe mich wohl gefühlt. Ich hatte nicht das Gefühl, mit
einem „fremden“ Menschen zu sprechen. Herr Dr. Mück erklärte mir u.a., dass
ich noch über eine mangelnde Fähigkeit zur Selbstregulation verfüge, aber das
würden wir jetzt üben. Plötzlich erschien mir meine bis dahin völlig
unlogische Angst irgendwie medizinischer und nicht mehr so irrational. Ihm
fiel mein schnelles Sprechen auf und er empfahl mir, grundsätzlich langsamer
zu sprechen, schon um mich selbst zu beruhigen. Zusätzlich sollte ich
mindestens drei Mal die Woche Ausdauertraining machen, um meine Stimmung zu
heben und Stress abzubauen. Mein Problem mit dem Unterschreiben ging er in
zweierlei Hinsicht direkt an. Zum einen musste ich vor ihm unterschreiben und
vor seiner Frau. Darüber hinaus sagte er mir, ich sollte noch heute mit
Kreditkarte etwas bezahlen und unterschreiben. Ich solle ihm bitte eine Mail
am Abend senden, dass ich diese Aufgabe erledigt habe. Mein erster Gedanke
war: das mache ich auf gar keinen Fall. Niemals. Zur Erinnerung: ich hatte
diese Situation bereits seit zwei Jahren vermieden. Doch im Laufe des Tages
wurde der Gedanke, Herrn Dr. Mück am Abend keine Erfolgsmeldung senden zu
können noch schrecklicher, als der Gedanke, unterschreiben zu müssen. Ich
dachte mir, wenn ich das jetzt nicht mache, dann kann ich mir die Therapie
auch schenken. Also habe ich meine ganze Kraft zusammengenommen und mir
gesagt: ich muss das jetzt machen! An der Tankstelle angekommen dachte ich,
ich würde vor lauter Angst in Ohnmacht fallen. Aber ich dachte auch immer
wieder an die „Erfolgsmail“, die ich unbedingt versenden wollte. Und so konnte
ich mich überwinden. Hätte Herr Dr. Mück mich nicht durch die Erwartung einer
E-Mail „unter Druck“ gesetzt, hätte ich mich garantiert nicht an diesem Tag
mit dieser Situation konfrontiert. Ich hätte mich davor gedrückt. So war ich
überglücklich über mein „Erfolgserlebnis“.
Herr Dr.
Mück reagierte prompt auf meine Mail mit dem Vorschlag, meine Therapie als
regulären Job zu betrachten, dem ich jeden Tag eine feste Anzahl von Stunden
widme. Die Idee fand ich klasse, also schlug Herr. Dr. Mück vor, ich solle mir
für jeden Tag eine Mindestzahl von konkreten Bewältigungsaufgaben notieren,
ihm diesen Wochenarbeitsplan plan zuzusenden und ihm jeden Abend per E-Mail
eine Vollzugsmeldung zu schicken.
Meinen
Wochenarbeitsplan habe ich dabei so aufgebaut, dass die Bewältigungsaufgaben
von Tag zu Tag etwas schwieriger wurden. So habe ich mich in der Woche bis zu
unserer zweiten Sitzung jeden Tag mit etlichen Situationen konfrontiert, die
ich lange vermieden habe. Und es war am Anfang schrecklich. Mein Tag bestand
daraus, permanent Dinge zu tun, vor denen ich Angst hatte. Aber ich konnte
mich immer wieder überwinden, weil ich ja den Druck hatte, Herrn Dr. Mück am
Abend eine Vollzugsmail senden zu müssen. Auf jede Mail reagierte Herr Dr.
Mück, lobte mich und sagte mir aber auch, wenn er mit etwas nicht ganz
zufrieden war. Das hat mich unglaublich motiviert. Und das Erstaunliche war:
meine Angst wurde mit jedem Mal weniger. Gleichzeitig habe ich fast jeden Tag
mindestens 50 Minuten Ausdauersport gemacht. Das hat meine Stimmung
unglaublich verbessert und mich insgesamt deutlich ruhiger und weniger nervös
gemacht.
So kam
ich zu meiner zweiten Sitzung in gewisser Weise schon als ein neuer Mensch.
Ich hatte mich eine Woche lang intensiv mit meiner Angst konfrontiert.
Natürlich ist sie nach einer Woche noch nicht verschwunden. Ich werde noch
viel Üben müssen. Aber das Schöne ist, dass ich mich langsam wieder auf mich
selbst verlassen kann und Herr Dr. Mück mir eben klarmachen konnte, dass ich
meiner Angst nicht „ausgeliefert“ bin. Ich kann etwas dagegen indem ich mich
ihr jeden Tag konsequent stelle.
Mein
größtes Glück war es jedoch, an einen Therapeuten zu gelangen, der von
internetgestützter Psychotherapie überzeugt ist. Ohne die täglichen E-Mails
wäre ich niemals so schnell so weit gekommen.
In der
nächsten Sitzung packen wir meine Höhenangst an, indem wir gemeinsam mit der
Gondel über den Rhein fahren. Ich finde den Gedanken daran schrecklich, aber
vor einer Woche fand ich auch den Gedanken, etwas vor anderen Menschen
unterschreiben zu müssen schrecklich und habe gesehen, dass sich das ändert,
wenn ich mich nur oft genug mit der Situation konfrontiere.
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