Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Erfahrungen mit reiner "Internetbegleitung"
(E-Mail-Coaching)


Es handelt sich um eine junge Frau, die seit ihrer Kindheit und Jugend unter wiederkehrenden Depressionen leidet und aus ambulanter Psychotherapie bisher keinen Nutzen ziehen konnte. Der E-Mail-Austausch erfolgte in teilweise sehr großen Abständen (mitunter mehrere Monate), ohne dass wir uns je gesehen haben. Im Folgenden beschreibt die junge Frau, was ihr bei der Korrespondenz vor allem geholfen hat.


Ich denke, hilfreich ist zum einen allein, dass man sich hinsetzt und diffuse Gefühle formuliert – was einem hilft, weniger gefangen im Strudel zu sein, da man die Gefühle in klare Gedanken und schließlich Sätze fassen muss. Das kann helfen, Mechanismen aufzudecken. Denn diffuse Gefühle hinterfragt man schwer, eine Zeile auf Papier steht dann da, man überliest das Ganze noch einmal und denkt darüber nach. Der Versuch, sich einem anderen verständlich zu machen, hilft, sich selbst besser zu begreifen und zu hinterfragen.

Das Schreiben hilft, ist ja auch nichts Neues, aber es ist eben etwas anderes, ob man nur sein Tagebuch führt und sich mit sich selbst im Kreis dreht (sich z.B. negativen Gefühlen total hingibt), oder ob man das Gefühl hat, jemand anderes liest das mit echtem Interesse (und diesen jemand will man nicht mit endlosen Tiraden nerven, man fokussiert daher ganz anders...).

Man hat also einen Adressaten, was den wohltuenden Effekt des Niederschreibens ergänzt um das wohltuende Gefühl, nicht allein zu sein. Ich denke das dürfte für all Ihre Patienten gelten: Durch die Internetgeschichte hat man quasi das Gefühl, sich 24 Stunden am Tag an Sie wenden zu können, ohne dass Sie 24 Stunden am Tag dafür bereit stehen müssen. Denn sogar wenn um 4 Uhr morgens die Verzweiflung kommt, kann man sich an den Rechner setzen und Ihnen schreiben. Das hat einen stärkeren Effekt, als wenn man sich nur hinsetzt und für sich alleine schreibt denn der virtuelle Gesprächspartner, auch wenn er nicht direkt liest und antwortet, gibt einem bereits beim Schreiben das Gefühl: da ist jemand, an den ich mich wenden kann und den das interessiert.

Hinzu kommt, dass man, wie ich denke, sehr viel reflektierter auf Fragen reagiert, da man nicht wie in einer persönlichen Gesprächssituation die Pause nach einer Frage möglichst schnell mit einer Antwort füllen zu müssen glaubt, sondern so lange über eine Antwort nachdenkt, bis man die gefunden hat, die sich richtig anfühlt. So fördert das Ganze erstens die Auseinandersetzung mit sich selbst und erlaubt zweitens gar nicht die Einstellung: Ich gehe zum Doktor und DER macht dann was und dann geht’s mir besser.

Natürlich gibt es gerade bei Emails das Risiko der Verzerrung, z.B. bei einer Person wie mir, die ja eigentlich gern alles im Griff hätte und stark sein will. Womöglich habe ich mich in Emails manchmal reflektierter und gesammelter präsentiert, als es der Situation entsprach. Aber ich nehme an, dass Sie Techniken entwickelt haben, zwischen den Zeilen zu lesen? Und gerade bei den Patienten, die Sie persönlich gut kennen, dürfte dieses Risiko minimal sein.

Mir ganz persönlich haben besonders Ihre intelligenten Fragen geholfen. Sie vermittelten das Gefühl, dass da jemand ist, der sich wirklich Gedanken macht. Allein durch das Nachdenken über die Antworten schienen mir Ihre Fragen oft Denkanstöße in die richtige Richtung zu geben. Die Fragen vermittelten, dass Sie sich mit dem auseinandergesetzt haben, was ich geschrieben hatte. In meinen fehlgeschlagenen Therapien hatte ich oft eben genau dieses Gefühl nicht. Sondern da kam es mir so vor, als würde nach Schema F ein Ansatz durchexerziert, der mit mir persönlich nichts zu tun hatte und schon gar nicht individuell auf meine Situation abgestimmt wurde. Zumeist fehlte mir eine Reaktion auf das, was ich von mir preisgab. Dieses Gefühl hatte ich bei Ihnen nie. Ein nicht unerheblicher Erfolgsfaktor hat demnach viel mit Ihrer Person zu tun: Selbst wenn auch Sie Schema F anwenden sollten, schaffen Sie es, dass man das Gefühl hat, dass dies eben nicht der Fall ist, dass Sie persönlich und individuell auf einen eingehen, und man nicht nur „Nummer xy“ auf der Patientenliste ist.

Vielleicht ist es ja auch von der Therapeuten-Seite betrachtet so, dass das Email-Coaching eine gewisse Einstellung eben nicht erlaubt. Weder kann sich der Patient hinsetzen und denken „Der Doktor macht das jetzt“, noch kann sich der Therapeut eine Stunde lang hinsetzen, den Patienten reden lassen und „Hmmmm-mmmmh“ machen. Eine email voller „hm-mmmhs“ ist eben genau so offensichtlich inhaltslos wie eine Email voller gleich lautender Sätze wie „mir geht es so schlecht und alles ist doof“.


Ein halbes Jahr zuvor, hatte die junge Frau ihren Entwicklungsfortschritt wie folgt umrissen.
"
Ich bin glaube ich dabei, mich am eigenen Schopf aus dem Dreck zu ziehen. Dabei geholfen hat in erster Linie die Lebensperspektive - bin immer mehr als Freie Mitarbeiterin eingebunden..... Nachdem ich anfänglich dachte "bBstimmt fliegst Du bald auf, eigentlich kannst Du ja gar nichts" bin ich mittlerweile bei: "Die sind doch auch nicht alle blöd, heißt dann wohl doch, dass du was kannst!". Bzw. Hurra ich krieg’ s hin! Ich werde von dem Leben können, was mir wirklich gefällt! Ich darf es jetzt schon tun, während des Studiums“

Sich das bewusst zu machen und die Dankbarkeit bewusst empfinden hilft mir ungemein. Hinzu kommt regelmäßiger Sport, der sich auch äußerlich bemerkbar (Gewichtsverlust und Form!) so dass ich mich manchmal sogar vor den Spiegel stellen kann und sagen kann: Mensch, siehst gut aus! War jahrelang nicht dran zu denken... Und auch Energie-Level mäßig bin ich durch den Sport on top.

Mit dem Drogenkonsum (kiffen) hab ich fast gänzlich aufgehört (außer vielleicht mal auf einer Party), weil es meinen Zielen im Weg war. Ich brauche meine Energie und hab keine Zeit übrig, um sie mit so was totzuschlagen. Mein Studium ist kurz vor Schluss, mache gerade die letzten Scheine im 8ten Semester und plane meine Magisterarbeit. Auch die Musik läuft weiter...: Vermutlich bringen wir sogar in diesem Jahr ein Album heraus...

Habe mich außerdem aus meiner 6jährigen unglücklichen Beziehung gelöst bzw. bin gerade dabei. Weiß aber nicht, ob das richtig ist. Was, wenn er doch der Mann meines Lebens ist und ich die Beziehung durch meine jahrelange Depression kaputt gemacht habe? Oder hat vielleicht doch die komische Beziehung mich stark belastet???

Wahrscheinlich kommt nach dem aktuellen Höhenflug früher oder später wieder ein Absturz. Ich meine nicht von ungefähr hab ich seit dem Alter 12, 13, 14 mit Depressionen zu tun. Wäre schon komisch, wenn auf einmal alles weg wäre, oder?? Hm...

Aber ich fang an, an mich zu glauben und entwickle so was wie Stolz. Hoffe, dass das irgendwann hinhaut, dass mir das so leicht keiner mehr nehmen kann. So dass ich die Stärke in mir konservieren kann und keine Bestätigung von außen brauche und mich gleichzeitig keiner mehr von außen umhauen kann, weil ich weiß wer ich bin...

Nun hab ich wieder viel getippt, hoffentlich haut das sie nicht um! Würde Sie immer noch gern kennen lernen und freu mich immer sehr, von Ihnen zu hören! Ob Sie’s glauben oder nicht, der Kontakt mit Ihnen hat mir eine Menge Halt gegeben.