Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Bindung und Depression

Australien. Menschen sind soziale Wesen und damit auf „Bindung“ (Beziehung) ausgerichtet. Die Art und Weise, wie ein Mensch diese lebt und erlebt, hängt davon ab, welche einschlägigen Erfahrungen er in seiner frühen Kindheit gemacht hat. Depressive Menschen scheinen vermehrt Trennungen, Verluste und Entbehrungen sowie eine Verkennung ihrer Bedürfnisse und Gefühle im zwischenmenschlichen Bereich erfahren zu haben, wie J. Beatson und S. Taryan in einem Übersichtsbeitrag aufzeigen.

     Oft hatten sie Bezugspersonen, die sie vernachlässigten, ignorierten (nicht zuletzt aufgrund einer Depression!), übermäßig kontrollierten oder grenzüberschreitend verletzten. Solchen „unsicher gebundenen“ Personen fehlen Vorbilder, an deren Beispiel sie lernen konnten, dass und wie es möglich ist, sich mit anderen Menschen emotional abzustimmen und entsprechend mit diesen zu kommunizieren. Mangels empathischer und beruhigend wirkender Bezugspersonen sind sie Stress oft schon von Geburt an hilflos ausgeliefert und ihr Organismus neigt deshalb immer mehr dazu, auf Belastungen überschießend zu reagieren („Stress-Sensibilisierung“). Dagegen haben „sicher gebundene“ Menschen das Glück, dass ihnen frühzeitig einfühlsame Helfer auch in Stressmomenten zu Gefühlen von Sicherheit und Wohlbefinden verholfen haben. Allmählich konnten sie so in ihrem Inneren ein Modell eines zuverlässigen Aufpassers („Begleiters“) entwickeln, das ihnen seitdem hilft, emotionale Belastungen selbstständig zu bewältigen (sich also selbst zu regulieren). Die Erfahrung „sicherer Gebundenheit“ wirkt im weiteren Leben offenbar wie ein Puffer, der stressbehaftete Ereignisse emotional dämpft. Manche Wissenschaftler betrachten das „Bindungssystem“ sogar als das wichtigste Steuerungselement zur Gewährleistung eines normalen neurophysiologischen Gleichgewichts.

   Vor diesem Hintergrund scheint hinter der von depressiven Menschen beklagten Hilflosigkeit vor allem die Schwierigkeit zu stecken, emotional gute Beziehungen zu anderen herzustellen und aufrecht zu erhalten. Viele Depressive mussten als Kinder erfahren, dass Beziehung nur möglich war, wenn sie sich den Erwartungen anderer unterwarfen. Insbesondere konnten sie sich nicht darauf verlassen, dass ihnen Liebe auch dann gewiss war, wenn sie sich nicht erwartungsgemäß verhielten.

   Wer „sicher gebunden“ ist, kann auch leichter Verluste und Trennungen verkraften. Denn weniger diese Vorgänge scheinen zu traumatisieren als vielmehr die Art und Weise, wie Bezugspersonen vorher oder anschließend auf das betreffende Kind eingehen. Angesichts dieser Zusammenhänge betonen Beatson und Taryan die Notwendigkeit, vor allem „unsicher gebundene“ Eltern zu befähigen, dass sie zumindest ihren eigenen Kindern einfühlsame und Emotionskompetenz vermittelnde Vorbilder sind.

J. Beatson u.a.: Predisposition to depression: the role of attachment. Australian and New Zealand Journal of Psychiatry 2003 (37) 219-225
Deutsche Quelle: www.zns-spektrum.com