Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Wann macht Ärger depressiv?

USA. Nicht Ärger selbst macht krank, sondern die Art, wie man damit umgeht. Depressionsgefährdet scheinen vor allem solche Menschen zu sein, die sich fürchten, Ärger zu zeigen. Sie ziehen es vor, ihn zu verbergen. Um zwischenmenschliche Beziehungen nicht zu gefährden, ordnen sie die eigenen Bedürfnisse lieber denen anderer unter.

    Diese Annahmen stützt eine Studie von C. L. Brody und Kollegen. Sie verglich 25 Männer und Frauen, die sich in den letzten 3 Jahren von einer Major Depression erholt hatten, mit 25 Personen, die bislang von Depressionen verschont geblieben waren. Im Mittelpunkt des Interesses stand die Frage, ob die ehemaligen Patienten anders mit Ärger umgingen als die Teilnehmer der Kontrollgruppe.

     Der Vergleich zeigte, dass die früher Depressiven signifikant stärker ihren Ärger unterdrückten und sich mehr fürchteten, ihn offen zu zeigen. Tendenziell schienen sie auch mehr bzw. häufiger Ärger zu verspüren als die Kontrollpersonen. Diese Befunde sprechen dagegen, vermehrtes Erleben von Ärger als bloße Begleiterscheinung einer Depression anzusehen. Nach Ansicht der Autoren lässt sich der problematische Umgang mit Ärger mindestens in zweierlei Richtung interpretieren: als „Narbe“ nach überstandenen Depressionen und als Vulnerabilitätsfaktor für künftige Depressionen. Welche Rolle Ärger für die Depressionsentstehung letztlich spielt, können erst weitere Studien herausfinden. Sie sollten Risikopersonen (die Ärger vermehrt unterdrücken) prospektiv beobachten.

    Die Ergebnisse der vorliegenden Studie legen bereits jetzt die Empfehlung nahe, ehemals Depressiven zu helfen, mit Ärger im zwischenmenschlichen Bereich funktionaler umzugehen. Sie sollten insbesondere die Annahme revidieren, man dürfe anderen nur seine angenehmen Seiten zeigen und müsse deshalb eigene Gefühle ignorieren. Möglicherweise beugt eine günstigere Denkweise Depressionsrezidiven vor. Und noch eine zweite Prophylaxemöglichkeit zeigen Brody und Kollegen auf: Auf Grund entsprechender Erfahrungen befürchten ehemals Depressive, die Kontrolle über die Situation zu verlieren, wenn sie ihren Ärger ausdrücken. Diese Sorge kann man nehmen, indem man den Betreffenden Techniken des „Ärger-Managements“ vermittelt. Dazu gehören Entspannungsmethoden, Veränderungen des Denkstils und konstruktive Formen des Ärger-Ausdrucks (wie ruhiges und sachliches Erörtern von Problemen, die ärgerlich machen). Wer über solche Techniken verfügt, kann künftigen Ärgeranfällen gelassener entgegensehen und erspart sich vielleicht auch weitere Depressionen.

C. L. Brody u.a.: Experiences of anger in people who have recovered from depression and never-depressed people. J. Nerv. Ment. Dis. 1999 (187) 400-405