Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Depressions-Screening: Zahl körperlicher Symptome als Maß seelischen Leidens?

USA. Ein nützliches und in der Praxis leicht anwendbares Screening-Instrument für Depression und Angst ist die absolute Summe somatischer Beschwerden. Ähnlich wie eine erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) für ein krankhaftes Geschehen spricht, erhöht sich mit der wachsenden Zahl somatischer Beschwerden (ohne offensichtliche Ursache) die Wahrscheinlichkeit, dass der Betreffende unter seelischen Problemen leidet. Diesen Zusammenhang entdeckten K. Kroenke und Kollegen in einer Studie, die 500 ambulante Patienten mit körperlichen Beschwerden auch seelisch untersuchte. Nach Ansicht der amerikanischen Wissenschaftler sind spezifische Symptome (wie etwa Schlafstörungen oder Müdigkeit) weniger richtungsweisend, als man bisher vermutete. Solche Symptome erlangen möglicherweise deswegen besondere Aufmerksamkeit, weil sie routinemäßig in allen Tests und Screeninginstrumenten auftauchen, so dass sie anschließend entsprechend oft auch „entdeckt“ werden.

    In der Studie von Kroenke und Mitarbeitern litten immerhin 29 Prozent der im Durchschnitt rund 55 Jahre alten Patienten unter Depression oder/und Angst. 65 Prozent klagten über Schmerzen, wobei die häufigsten Beschwerden das Muskelskelettsystem betrafen. Von den insgesamt 500 Patienten schilderten 497 ausschließlich körperliche Beschwerden und nur 3 Personen nannten zusätzlich zu den körperlichen Beschwerden auch ein emotionales Symptom.  Auf die Frage, worauf die Patienten selbst ihre Beschwerden zurückführen, wurden 260 Ursachen genannt, von denen sich lediglich vier auch auf Emotionen bezogen.

     Wie die amerikanische Studie zeigt, sprechen außer einer großen Symptomzahl (6 und mehr) auch noch folgende Patientenmerkmale für Depression oder Angst: Stress in der Vergangenheit, Erleben der Symptomatik als besonders schwer und ungünstige Selbsteinschätzung der Gesundheit. Alle vier Komponenten lassen sich als „S4-Modell“ leicht merken (Symptomzahl, Stress, Schwere der Symptomatik und Selbsteinschätzung der Gesundheit). Schließlich zeigte die Untersuchung noch, daß somatisierende Patienten, die unter Depression oder Angst leiden, nach der ärztlichen Konsultation eher enttäuscht sind, von ihren Ärzten als schwierig eingestuft werden und selbst Monate später noch über anhaltende seelische Symptome und Streß klagen.

K. Kroenke et al.: Depressive and anxiety disorders in patients presenting with physical complaints: clinical predictors and outcome. Am. J. Med. 1997 (103) 339-347