Sehr geehrter Herr Dr. Mück,
herzlichen Glückwunsch zu Ihren gelungenen Seiten, die selbst mir
(als therapie-erfahrener Klientin) noch interessante Anregungen
lieferten. Folgendes habe ich leider vermisst: Sie gehen in Ihren
Ausführungen zu "Depression: Hinweise für Bezugspersonen" davon aus,
dass es einen "einsichtigen Betroffenen" gibt. Wo sind die Empfehlungen,
wenn jemand sich "ABSOLUT" uneinsichtig zeigt? Wenn selbst das Verlassen
der gemeinsamen Wohnung KEIN Anlass ist, sich therapeutische Hilfe zu
suchen? Soll man /frau den anderen (wirklich) verlassen? Da ich immer
noch eine therapeutische "Begleit-"person habe, stehen mir verschiedene
Bewältigungsmöglichkeiten zur Verfügung, aber viele Leserinnen und Leser
Ihrer Seiten haben dies nicht. Bitte geben Sie auch diesen Menschen
Hilfestellung, denn viele sind mir Ihren Hinweisen für Bezugspersonen
total überfordert - soviel Unterstützung kann ich als Mutter vielleicht
meinen eigenen Kindern gewähren - einen uneinsichtigen Partner kann ich
solange nicht stützen. Den Kranken entlasten und wertschätzen oder gar
zu Aktivitäten und Bewegung einladen ist oft völlig unmöglich, da diese
dies abblocken und dafür auch immer sehr rationale Gründe anführen
können (diese Form von "Vermeidungstaktik" auch schon richtig
verinnerlicht haben) - da können sie diskutieren und Vorschläge machen,
wie sie wollen, irgendwas kommt immer dazwischen oder ist "wichtiger".
Das ganze droht dann nämlich zu eskalieren, wenn die "Bezugsperson"
endlich mal wieder etwas für sich selbst tun möchte, um eine "eigene
Depression" nicht aufkommen zu lassen, dann kommt die Abteilung
"Emotionale Erpressung" dazu und man /frau ist aufgeschmissen! Ich bin
jetzt mit Unterbrechungen seit etwa 10 Jahren "dabei", mir selbst auf
die "Schliche zu kommen" und fühle mich als "betroffene" MitPerson wenig
unterstützt. Vielleicht können Sie Ihre Informationen ja ergänzen?
Ein Kapitel zur "Emotionalen Erpressung" würde auch noch gut in Ihre
Auflistung passen: in jeder zweiten Beziehung in meiner Umgebung
(Partner -Partnerin, Eltern - Kind(er), Partner - Schwiegereltern, und
jeweils in jeder möglichen "Überkreuzung") ist dies ein HAUPTPROBLEM, um
welches sich die jeweils anderen Probleme ranken, die die Einzelpersonen
auch noch mitbringen.
Jetzt bin ich aber immer noch nicht fertig: Es sollen ja (angeblich)
viel mehr Männer im anonymen Internet auch die "Psychologie-Seiten"
aufsuchen - im Alltag ist davon leider immer noch nichts zu spüren.
Sehen Sie keine Möglichkeit, Ihre Geschlechtsgenossen (blöder Ausdruck -
mir fällt gerade kein passenderer ein) zu mehr Aktivität im "wirklichen"
Leben aufzurufen? Viele Frauen kümmern sich um sich und ihre eigenen
Probleme, die meisten Männer hinken aber gewaltig hinterher. Frau kann
aber BeziehungsArbeit nicht für beide leisten - Ermutigung
(Aufforderung?) an den Mann zu bringen tut hier Not. Und Sie sind
jemand, der Kraft seiner Aussage vielleicht den einen oder anderen Mann
dazu bringen könnte, nicht nur im stillen Kämmerlein seines eigenen
Gehirns sondern auch in der Realität, sich mit SICH SELBST auseinander
zu setzen. Ich würde mich für viele bemühte Bezugspersonen (Frauen)
freuen, wenn Sie Betroffene (Männer) dazu auffordern könnten /würden,
ihre eigene Betroffenheit und Beteiligung zu erkennen und endlich
"tätig" zu werden. Denn nur dem, der ansatzweise bemüht ist, sich selbst
zu helfen, kann auch von außen her geholfen werden - alles andere artet
in Kräfte zehrenden Selbstverschleiß aus! Kontakt:
Elke_W_Fischer@web.de.
Folgenden Nachtrag erhielt ich wenige Stunden später: Lösungen können
immer nur individuell sein: wie oft habe ich meine Kinder (2 Töchter,
17+24) gefragt: Und was machen wir jetzt?, wenn ich selbst nicht mehr
weiter wusste - und - siehe da, die kleinen Gehirne (und Herzen) haben
oft einfache, manchmal recht ungewöhnliche und eigenwillige Lösungen
gefunden, die mir die Erziehungs"Arbeit" gewaltig erleichtert haben. Es
kann durchaus hilfreich für jede/n sein, Strategien / Wege /
Möglichkeiten anderer Personen für sich zu modifizieren und den eigenen
Bedürfnissen angepasst umzusetzen - aber, darauf kommt man /frau oft
selbst nicht, weil die eigenen Gedankengänge / Schlussfolgerungen /
Ideen von der Vergangenheit geprägt immer wieder in die selbe (Gedanken-)Schleife
münden. Und leider wissen die meisten Menschen oft viel besser, was sie
NICHT wollen. Eigenes "Wollen" muss als Kind erlaubt / geübt worden
sein, um sich im Heranwachsen herauszubilden und die Individualität
auszu"füllen", damit die "Leere" DORT nicht mit anderen Dingen (Alkohol,
Drogen, Essen, Arbeit etc.) gefüllt werden muss.