Depressive Menschen
leiden sehr häufig unter dem Gefühl, dass ihr Leben und ihre
Anstrengungen „sinnlos“ sind. Dadurch verzweifeln und resignieren sie
noch mehr. Wie Sie als Betroffene(r) mit diesem Problem umgehen können,
erläutern die folgenden Hinweise.
Sich mit Sinnvollem
ablenken
Wenden Sie Ihre
Aufmerksamkeit auch anderen Themen und Aufgaben zu als der eigenen
Person. Wer von einer fesselnden Aufgabe beansprucht ist, verspürt so
gut wie nie Angst, Depression oder Selbstzweifel.
Wichtigkeiten
relativieren
Leiden und Probleme
machen das Leben noch lange nicht sinnlos. Vergleichen Sie Ihre
Situation mit der von anderen Personen, die möglicherweise weitaus mehr
Leid bewältigen (Hunger, Krieg, Gewalt, Krebs, Unterdrückung). Ein
solcher Vergleich kann Sie auf den Boden der dann weniger schlimm
erscheinenden Tatsachen holen.
Sich kritisch von außen
betrachten
Was würden Sie zu sich
selbst sagen, wenn Sie für einen Augenblick aus der eigenen Haut
schlüpfen und sich einmal intensiv von außen betrachten könnten? Hätten
Sie dann nicht auch den Eindruck, dass Sie manches übersteigert erleben
und zu schnell in eine generelle Katastrophenstimmung verfallen? Was
würden Sie sich dann selbst raten?
Dem Leben Sinn geben
Sinn fliegt einem nicht
von selbst zu, er muss gefunden bzw. entwickelt werden. Der eine findet
Sinn darin, Leben, Erfahrung und wichtige Werte an die eigenen Kinder
weiterzugeben. Der andere sieht Sinn darin, auf gute Lebensbedingungen
für die Allgemeinheit hinzuwirken oder anderen Wissen zu vermitteln. Wo
könnten Sie „Sinn stiften“?
Bald sinnvoll aktiv
werden
Warten Sie nicht ab, bis
Sie sich „gut genug fühlen“, um etwas Sinnvolles zu beginnen. Meist ist
es hilfreicher, bald etwas anzupacken, weil man sich allein schon
dadurch besser fühlt. Wenn man dann auch noch gute Ergebnisse erzielt,
wachsen Zufriedenheit und Selbstbewusstsein in besonderem Maße.
Sich mit anderen
verbinden
Schließen Sie sich mit
Gleichgesinnten zusammen, um als Gruppe stärker in dieser Welt zu
wirken. Das kann eine Bürgerbewegung, eine Religionsgemeinschaft, eine
Partei, ein gemeinnütziger Verein oder eine sonstige Interessengruppe
sein. Verzichten Sie darauf, einseitig nur auf Ihre Rechte,
Wiedergutmachung oder Versorgung zu pochen. Genießen Sie Kraft,
Zuversicht, Wohlbefinden und Lebenssinn, die aus gemeinsamem Handeln
erwachsen.
Sich ein Leben in der
Zukunft ausmalen
Wer sich damit schwer
tut, dem eigenen Leben Sinn zu geben, sollte eine
Zukunfts-Kurzgeschichte über sich selbst schreiben mit dem Motto “Eine
Woche meines Lebens in fünf Jahren“. Diese Aufgabe erleichtert es
manchmal, Zukunftsvorstellungen, also Lebensziele (Visionen) und so oft
auch Lebenssinn zu entwickeln.
Heilkraft von „Sinn“
nutzen
Manchmal muss man
offenbar besonders schwer erkranken (z.B. an Krebs), um die Heilkraft
von „Sinn“ zu entdecken. Indem die Betroffenen in ihrem Leiden einen
Sinn finden, erleichtern sie es sich, sogar in ausweglosen Situationen
nicht zu verzweifeln und ihr weiteres Leben besser zu nutzen. Auch
Depressionen können einen „Sinn“ haben. Als „biologische Bremse“
verhindern sie manchmal, dass man sich weiter unnötig verausgabt. Worin
könnte der Sinn Ihrer Depression liegen?
24-Stunde-Frage stellen
Fragen Sie sich
regelmäßig, ob Sie in der gleichen Weise weiterleben würden, wenn Sie
wüssten, dass ihnen nur noch 24 Stunden zur Verfügung stehen.
Möglicherweise verrät Ihre Antwort, was für Sie wirklich sinnvoll ist.
Bedenken Sie dabei: Leben ist wie ein Film – nicht die Länge entscheidet
über die Qualität!
Sich Logotherapie gönnen
Unter den heute
verfügbaren Psychotherapieverfahren befasst sich vor allem die von
Victor Frankl entwickelte „Logotherapie“ mit der Heilkraft von „Sinn“.
Gönnen Sie sich eine entsprechende Behandlung, einige Beratungsstunden
oder ein Wochenendseminar bei einem Logotherapeuten, wenn Sie sich durch
diese Hinweise angesprochen fühlen. |