Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

E-Mail: kontakt@dr-mueck.de (Keine Beratungen per Telefon oder E-Mail!) - Gerne können Sie diese Seite verlinken!

 

Web www.dr-mueck.de

Home
Nach oben
Impressum/Vorwort
Stichwortverzeichnis
Neues auf dieser Website
Angst / Phobie
Depression + Trauer
Scham / Sozialphobie
Essstörungen
Stress + Entspannung
Kommunikationshilfen
Emotionskompetenz
Selbstregulation
Sucht / Abhängigkeit
Fähigkeiten / Stärken
Denkhilfen
Gesundheitskompetenzen
Selbsthilfe+Gesundheitstipps
Krisenintervention
Therapeuten-Suche
Über die Praxis Dr. Mück
Konzept+Methoden
Erfahrungsberichte
Lexikon/Häufige Fragen
Innovationen / Praxisforschung
Wissenschaftsinformationen
Gesundheitspolitik
Infos auf Russisch
English Version
 

 


Sich gegenseitig annehmen

Sich "aus Liebe" ändern?
- eine Anekdote - (bitte anklicken)


Viele Paare suchen eine Beratung auf, weil sie vom Verhalten des anderen enttäuscht sind und mit nachlassendem Erfolg darauf drängen, dass sich der andere doch bitte in der von ihnen gewünschten Weise weiterentwickeln soll. Ein solcher Prozess ist in aller Regel zum Scheitern verurteilt. Er verhärtet nur die Fronten und drängt jede der beiden Parteien dazu, sich immer mehr hinter einer Mauer von Abwehr zu verschanzen. Wer möchte schon dauernd einem Pfeilhagel von Kritik ausgesetzt sein? Es kommt hinzu, dass die Beteiligten in ihrem „Ausweichverhalten“ oft solchen Personen ähnlich werden, unter denen die Beteiligten ebenfalls gelitten haben. So verhält sich beispielsweise ein „bedrängter“ Mann immer mehr wie der Vater der Partnerin, der sich auch wenig um Frau und Kinder gekümmert hat, oder erinnert die Partnerin durch ihr „Klageverhalten“ den Freund immer mehr an dessen Mutter, die ihm durch Vorhaltungen und Forderungen lebenslang ein schlechtes Gewissen bereitet hat. Dass es bei einer solchen Entwicklung kaum möglich ist, Liebesgefühle zu entwickeln, leuchtet unmittelbar ein.

Die Situation wird nicht zuletzt oft dadurch aussichtsloser, dass jeder Partner vom anderen erwartet, den ersten deutlichen Änderungsschritt zu unternehmen. Folgendes Schema ist hier immer wieder zu beobachten: Sie sagt „Wenn du mehr mit mir reden oder unternehmen würdest, würde ich auch wieder gerne mit dir schlafen.“ Und er entgegnet „Wenn du mit mir schlafen und mich weniger kritisieren würdest, würde ich auch wieder mehr mit dir sprechen und etwas mit dir unternehmen.“ Da keiner den ersten Schritt macht, baut sich ein Teufelskreis auf, der sich immer mehr zum Nachteil beider aufschaukelt.

Klassischerweise treten solche Phasen ein, sobald sich die Anfangseuphorie einer Beziehung gelegt hat, die ersten Illusionen über die Möglichkeiten der Beziehung von realen Alltagserfahrungen gedämpft wurden („Ent-Täuschung“) und sich alte Verhaltensmuster heimlich wieder einschleichen konnten. Letztere stammen oft aus der eigenen Kindheit, wo sie dem Überleben in schwierigen Situationen dienten und als „Erfolgsstrategien“ in Fleisch und Blut übergingen (z. B. Gefühle zu verdrängen und im Alltag zu funktionieren). Mehrere Jahrzehnte später erweisen sich diese Muster dann in der eigenen Partnerschaft als hinderlich. Sie zu ändern wird besonders dann schwierig, wenn sie in anderen Zusammenhängen (etwa im beruflichen Bereich) von Erfolg gekrönt sind. Wieder andere hinderliche Muster stammen aus früheren wichtigen Partnerbeziehungen oder fußen auf der Beziehungskultur, die von den eigenen Eltern mehr oder weniger gut vorgelebt und daher schon früh im Leben verinnerlicht wurde.

Sollten sich zwei Partner in einer solchen Situation wirklich verändern wollen, wird dies oft nur mit Hilfe des „Veränderungsparadoxons“ gelingen. Dieses besagt, dass sich ein Mensch aus eigenem Antrieb erst dann verändern kann, wenn er zuvor ausreichend lange ohne Vorbehalte sein durfte, wie er ist. Eine solche Erfahrung, Träume und innere Impulse einmal leben und ausprobieren zu dürfen, ermöglicht es, auch deren Grenzen und Nachteile zu erkennen und zu erspüren und sich so für mögliche Veränderungen zu öffnen. Wer diese Chance nie hatte, wird sich weiterhin an seine Träume klammern und den Veränderungswünschen des Partners oder der Partnerin Widerstand entgegensetzen.

Nutzen Sie diese Erkenntnisse, um sich in Ihrer Partnerschaft gegenseitig einen Schutz- und Entwicklungsraum zu schenken, in dem jeder (endlich!) einmal der- oder diejenige sein darf, die er oder sie schon immer sein wollte. Nur wenn wir uns nicht länger angegriffen fühlen und uns ständig schützen und verstecken müssen, können wir in Ruhe nachsehen, wie wir uns in der erträumten Welt wirklich fühlen und ob wir diese auf Dauer so wollen. Wir müssen dann nicht ständig eine Flucht- und Abwehrhaltung einnehmen und können uns neuen Eindrücken und Erfahrungen öffnen. Bitte vergessen Sie nicht: Ein solcher Prozess braucht ausreichend lange Zeit, mitunter Monate und Jahre! Er funktioniert auch nur dann, wenn er auf Gegenseitigkeit beruht, also beide Partner sich gegenseitig ermöglichen zu sein, wie sie sind. Wenn dieses „Geschenk“ dann auch noch mit einer Wertschätzung des anderen verbunden ist, wird „Liebe“ fast unausweichlich entstehen und wird sich – trotz der scheinbaren „Ego-Trips“ - über kurz oder lang auch ein „Wir-Gefühl“ einstellen.