Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Weniger Angst im Alter

Großbritannien. Je nach Studie schwanken die Angaben zur Prävalenz phobischer Störungen bei Senioren (65 Jahre und älter) zwischen 0,7 bis 12 Prozent bezogen auf einen Zeitraum zwischen ein und sechs Monaten. Während zu einzelnen Phobien relativ konstante Häufigkeiten ermittelt werden (einfache Phobie: 4 Prozent, soziale Phobie: 1 Prozent) variieren die Angaben zur Agoraphobie erheblich (1,4 bis 7,9 Prozent). Die Prävalenz von Zwangsstörungen scheint 0,1 bis 0,8 Prozent, von Panikstörungen 0,1 Prozent und von generalisierter Angst 4 Prozent zu betragen. Die Beobachtung, dass Frauen häufiger unter Angst leiden als Männer, gilt in der älteren Bevölkerung immer weniger. Überhaupt scheinen Angststörungen abzunehmen mit Ausnahme der generalisierten Angst.

    Diese Zahlen ermittelten C. Krasucki und Kollegen mit Hilfe einer umfassenden Literaturrecherche. Die britischen Psychiater bieten vor allem drei Hypothesen an, die erklären können, warum man Angststörungen in der älteren Bevölkerung seltener begegnet. Danach könnte es sein, dass Angst ein „Kohorteneffekt“ ist, der jüngere Menschen mehr betrifft als ältere. Denkbar ist auch, dass die mit Angststörungen verbundene erhöhte Mortalität dazu führt, dass Angstkranke seltener ein höheres Alter erreichen. Dafür sprechen beispielsweise die bei Phobikern gesteigerte Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Krankheiten oder die bei Panikkranken erhöhte Suizidalität. Schließlich ist auch in Betracht zu ziehen, dass sich möglicherweise weniger die Phänomene als vielmehr deren Diagnostik verändern. So gibt es durchaus Argumente dafür, dass viele Angstleiden in einer sich zusätzlich einstellenden Demenz „aufgehen“ und nicht mehr separat diagnostiziert werden.

    Eine genauere Untersuchung der möglichen Zusammenhänge zwischen Angst und Demenz erscheint in mehrfacher Hinsicht sinnvoll. So ist es einerseits wichtig zu wissen, ob Angstkrankheiten potentielle Risikofaktoren für kognitive Störungen im Alter sind; andererseits wäre es sinnvoll, Demenz-Kranke auch anxiolytisch zu behandeln, wenn Angst an ihrem Zustand beteiligt ist, also neben der Demenz fortbesteht. Für ein besonderes Zusammenwirken von Angst und Demenz spricht, daß viele Verhaltensstörungen (Unruhe, Erregung) bei Demenz-Kranken typischen Angstsymptomen ähneln. Da einige Angstkrankheiten gehäuft mit Gefäßerkrankungen einhergehen, lässt sich auch über Zusammenhänge zwischen Angst und vaskulärer Demenz spekulieren.

     Nicht zuletzt fragen sich die britischen Wissenschaftler vor dem Hintergrund der eingangs genannten Zahlen, ob generalisierte Angst nicht ein „Kernsyndrom“ aller Angststörungen ist. Dieses würde im Alter deshalb häufiger zutage treten, weil sich die spezifischeren Angststörungen zunehmend „entdifferenzieren“.

C. Krasucki u.a.: The relationship between anxiety disorders and age. Int. J. Geriat. Psychiatry 1998 (13) 79-99