Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Hypochondrie Fallbeispiel

Ärztliche Kommentierung der Symptomatik und Psychodynamik

Die über 60-jährige Patientin ist völlig in ihrer Gedankenwelt verfangen. Obwohl sie bereits zwei psychotherapeutische Einzelberatungen aufgesucht hatte, die sie entwarnten, erinnert sie sich in der Not weder an den sie beruhigenden Therapeuten noch an die Informationen aus den beiden Gesprächen. Krampfhaft sucht sie stattdessen nach weiteren Bestätigungen ihrer katastrophalen Befürchtungen. Der Patientin fehlt noch vollkommen die Einsicht in den sich regelrecht aufdrängenden „psychosomatischen Zusammenhang“. Dabei kann sie selbst sehr klar benennen, wann die Beschwerden zum ersten Mal auftraten: An dem Tag, an dem sie vom Krebstod eines teils geliebten, teils gehassten Onkels erfahren hatte. Seit diesem Tag glaubt sie unerschütterlich, selbst todgeweiht zu sein. Die Dramatik wird vor dem Hintergrund verständlich, dass die Patientin vaterlos aufwuchs und im Onkel eine Art Vaterersatz sah. Leider war der Onkel absolut nicht einfühlsam und eher ein Kinderhasser (in Kindern sah er die „Vorhölle“). Zu einem Bruch in der Beziehung zum Onkel kam es, als dieser sie als ca. 9jähriges Mädchen auf den Kopf prügelte, weil sie der Großmutter, bei der sie aufwuchs, Widerworte gegeben hatte. Onkel und Großmutter bedrängten anschließend das Mädchen, der Mutter nichts von dem Vorfall zu berichten. Bis ins Erwachsenenalter behielt die Patientin das Geheimnis für sich.

Offenbar hat die plötzliche Nachricht vom Krebstod des Onkels blitzartig alte Erinnerungen (insbesondere Ängste und Sorgen) wieder belebt, die von der Patientin über Jahrzehnte verdrängt worden waren. In ihrem heutigen Drama spiegelt sich ziemlich genau das Drama der hilflosen und alleingelassenen 9-jährigen wider, der damals keine hilfreichen Personen zur Seite standen, die sie hätten beruhigen können. So fehlte ihr die Möglichkeit zu erleben und zu erlernen, wie man Gefühle erkennt und mit ihnen umgeht. Zeit ihres Lebens richtete sie ihre Aufmerksamkeit vor allem auf die Außenwelt, für die sie als Helferin tätig wurde. Als sie plötzlich von der Vergangenheit eingeholt wird, sich die alten Gefühle erneut einstellen und sie sich erstmalig auf ihr Innenleben konzentriert, ist sie völlig überfordert. In allen Körperregungen wittert sie Gefahr und Tod, statt darin die noch immer bzw. erneut tobenden Gefühle eines seelisch tief verletzten Kindes zu erkennen.

Da die Hypochondrie der Patientin erst relativ kurze Zeit währt (drei bis vier Monate) hat sie bei rascher Intervention gute Aussichten, dass sich ihr Problem nicht chronifizieren wird. Angesichts der Tatsache, dass sie es zur Zeit aber nicht schafft, in ihrem häuslichen Umfeld aus dem Teufelskreis ihrer hypochondrischen Befürchtungen auszusteigen, erscheint eine baldige stationäre psychosomatische Behandlung sehr ratsam. Dies gilt um so mehr, als die Patientin zur Zeit ambulant nur fünf probatorische Sitzungen einer fachärztlichen Therapie wahrnehmen will.