Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

E-Mail: kontakt@dr-mueck.de (Keine Beratungen per Telefon oder E-Mail!) - Gerne können Sie diese Seite verlinken!

 

Web www.dr-mueck.de

Home
Nach oben
Impressum/Vorwort
Stichwortverzeichnis
Neues auf dieser Website
Depression + Trauer
Scham / Sozialphobie
Essstörungen
Stress + Entspannung
Beziehung / Partnerschaft
Kommunikationshilfen
Emotionskompetenz
Selbstregulation
Sucht / Abhängigkeit
Fähigkeiten / Stärken
Denkhilfen
Gesundheitskompetenzen
Selbsthilfe+Gesundheitstipps
Krisenintervention
Therapeuten-Suche
Über die Praxis Dr. Mück
Konzept+Methoden
Erfahrungsberichte
Lexikon/Häufige Fragen
Innovationen / Praxisforschung
Wissenschaftsinformationen
Gesundheitspolitik
Infos auf Russisch
English Version
 

 

 

Verhalten bei Massenpanik

Starkes Gedränge oder Katastrophen mit vielen Beteiligten können eine „Massenpanik“ auslösen, die mit unkontrollierter Angst und massiven Fluchtbewegungen einhergeht. Beispiele sind ein Tribüneneinsturz im Fußballstadion, Großbrände in Diskothek oder Kaufhaus oder unkontrollierbares Gedränge vor einem Ausgang („Flaschenhalseffekt“).

In einer solchen Situation gibt es nur wenige Interventionsmöglichkeiten, da die Fähigkeit der Betroffenen zu klarem Denken eingeschränkt ist. Der biologische Drang zur Selbsterhaltung ist dann weitaus stärker als Mitleid, Rücksicht oder andere soziale Kompetenzen. Dennoch kann man sich in einer solchen Situation sinnvoll verhalten. Im Folgenden finden Sie einige Tipps für Betroffene und Verantwortliche:

Tipps für Betroffene

  • Versuchen Sie ruhig zu bleiben. Lassen Sie sich so wenig wie möglich von der Panik anstecken.

  • Vermitteln Sie den von Angst gepeinigten Menschen um Sie herum das Gefühl, dass „alles wieder gut wird“. Bleiben Sie bei diesem Versuch bei der Wahrheit. Zum Beispiel könnten Sie sagen: „Ich bin sicher, dass die Rettungswagen schon unterwegs sind“ oder  „Die Sicherheitskräfte werden das bestimmt gleich unter Kontrolle haben“.

  • Versuchen Sie, andere, die noch nicht (völlig) von der Panik ergriffen sind, in die Verantwortung zu nehmen. Denn Personen, die sich für andere (z.B. ihre Kinder) verantwortlich fühlen, geraten seltener in Panik. So könnten Sie sagen: „Wenn Sie und ich ruhig bleiben, können wir die anderen beruhigen. Wollen Sie mir helfen?“ oder „Was könnten wir nach Ihrer Meinung tun, um die Lage zu entschärfen?“

  • Manchmal hilft es, jemanden einfach in den Arm zu nehmen und zu trösten.

  • Nehmen Sie die Angst der anderen ernst, aber bieten Sie Ihnen gleichzeitig Gedanken der Hoffnung an.

  • Vermitteln Sie Sicherheit: Sprechen Sie langsam und klar, treten Sie sicher auf.

  • Rennen Sie nicht kopflos weg, wenn Sie selbst von Panik ergriffen sind. Suchen Sie lieber jemanden, der ruhig wirkt und sprechen diese Person an. Bitten Sie um Hilfe, um Trost, um Rat.

Tipps für Verantwortliche

  • Beim Umgang mit einer kollektiven Panik brauchen Sie ein hohes Maß an Kompetenz, Flexibilität und Improvisationsfähigkeit! Erwerben Sie diese Eigenschaften!

  • Am besten können Sie in der Entstehungsphase einer Panik Einfluss nehmen. Geben Sie dazu ruhige und klare Anweisungen. Wenn Menschen spüren, dass Sie Sicherheit ausstrahlen, werden sie möglicherweise nicht so leicht in Panik verfallen. Ein hervorragendes Beispiel dafür ist das Verhalten von Bürgermeister Gulliani in New York nach dem Anschlag des 11. September. Obwohl er selbst keinerlei Überblick über die katastrophale Lage haben konnte, vermittelte er den Menschen, dass er alles im Griff habe und die richtigen Maßnahmen ergreifen würde.

  • Selbst nach dem Ausbruch einer Panik können Sie Menschen durch gezielte, klare und strukturierte Aufforderungen und Informationen erreichen. Dies kann z.B. durch laute Durchsagen oder durch Abläufe geschehen, die Gelassenheit demonstrieren (z.B. Fortsetzung eines Fußballspieles).

  • In einer solchen Situation sollten Sie sachlich und nüchtern wirken und ihre Informationen sollten klar, eindeutig und wahrheitsgemäß sein. So kann es durchaus gelingen, die Erregung der Betroffenen zu dämpfen. Auch schockartige Interventionen (z.B. ein durchdringender, schriller Pfeifton) oder das Stellen einer einfachen Aufgabe (z.B.: „Achten Sie bitte auf Kinder!“) können eine panische Menge erreichen.

  • Entscheidend ist, dass Sie Kommunikation (wieder)herstellen und so die Selbstkompetenz anderer aktivieren.

  • Es ist zwar unmöglich, eine Massenpanik zu Übungszwecken zu simulieren. Zumindest können Sie sich aber geistig mit der Möglichkeit einer solchen Katastrophe auseinandersetzen. So bereiten Sie sich darauf vor, gelassener, ruhiger und mit mehr Übersicht auf unvorhergesehene Ereignisse zu reagieren.

Leitender Notarzt

  • Ihre wichtigste Aufgabe ist es, Panik frühzeitig zu erkennen, sich einen Überblick zu verschaffen und diesen zu bewahren.

  • Gleich zu Beginn sollten Sie Verstärkung bei der Rettungsleitstelle anfordern: Notärzte, Rettungsdienstmitarbeiter, Polizei, Feuerwehr, Katastrophenschutz, Notfallseelsorger usw. Auch Fahrzeuge mit medizinischem Gerät, Medikamenten und Verbandsstoffen müssen baldmöglichst zur Verfügung stehen.

Nach der Katastrophe ist eine Nachbesprechung aller Beteiligten wichtig, um aus möglichen Fehlern zu lernen. Ebenso wichtig ist „Stressmanagement“. Darunter versteht man Maßnahmen zur Bearbeitung psychisch belastender Einsätze. Oft leiden Hilfskräfte unter traumatischen Erfahrungen. Sie dürfen damit nicht allein gelassen werden.

Grundlage dieser Tipps: F.G. Pajonk u.a.: Massenphänomene bei Großschadensereignissen – Panik als seltene Erscheinungsform. Der Notarzt 2002 (18) 146-151