Israelische Neurobiologen am Weizmann Institut
of Science in Rehovot haben mit Hilfe der funktionellen
Magnetresonanztomographie herausgefunden, dass die Hirnregionen, die für die
Selbstwahrnehmung zuständig sind, bei Sinneswahrnehmungen nicht
notwendigerweise mitbeteiligt sein müssen und sogar von diesen unterdrückt
werden können. In ihrer Studie konnten die Wissenschaftler zeigen, dass die
Hirnregionen für Selbstwahrnehmung bei besonders anspruchsvollen sensorischen
Aufgaben inaktiv werden. So wird die allgemeine Redensart „selbstvergessen an
etwas arbeiten“ nun neurophysiologisch untermauert, erklären die Forscher.
Inzwischen geht man davon aus, dass es
Wechselbeziehungen zwischen den kortikalen Hirnregionen, die
Sinneswahrnehmungen verarbeiten, und den selbstreflektierenden Hirnregionen
gibt. Paradoxerweise haben Menschen während starken Sinneseindrücken – etwa,
wenn sie einen spannenden Kinofilm betrachten, oder bei anspruchvollen
sensorischen Tätigkeiten – den subjektiven Eindruck, „sich selbst zu
vergessen“. Als Erklärung dient die These, dass die Selbstwahrnehmung ein
automatischer, unbewusster Vorgang sei, der folglich für ein Individuum nicht
direkt zugänglich ist. Mit der Einführung der funktionellen Darstellung des
Gehirns konnte man dieser Frage nun experimentell nachgehen. Mittlerweile
liegen viele detaillierte Daten über jene Gehirnregionen vor, die für unsere
Sinneswahrnehmungen bzw. für die Selbstwahrnehmung zuständig sind. Allerdings
ist bisher noch wenig über mögliche Wechselwirkungen bekannt. Auch inwieweit
selbstreflektierende Prozesse eine einzelne Einheit oder eine Gruppe von
schwach verbundenen Funktionseinheiten im Gehirn in Anspruch nehmen, ist noch
zu klären. Bisher scheinen alle diese Prozesse sich aber auf bestimmte
Hirnstrukturen zu beschränken.
Quelle:
DGGPN;
Goldberg II,
Harel M,
Malach R.:
When the brain loses its self: prefrontal inactivation during sensorimotor
processing. Neuron
2006 Apr 20;50(2):329-39. |