Hautveränderungen haben oft
großen Einfluss auf das seelische Wohlbefinden von Kindern und
Jugendlichen. Verändert sich die Haut durch Krankheiten oder Unfälle
plötzlich, führt dies häufig zu Ängsten, Selbstwertkrisen und
depressiven Reaktionen, teilt die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und
Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) mit. Nur
eine Behandlung, die sich an den individuellen Bedürfnissen der jungen
Patienten orientiert, verspricht langfristige Besserung.
„Der Eindruck eines anderen Menschen wird zu
einem großen Teil von dessen Haut bestimmt“, erklärt Prof. Reiner Frank
von der DGKJP. Makellos glatte Babyhaut erzeugt in aller Regel positive,
pickelige und unreine Haut dagegen eher negative Gefühle. „Zwischen
Hautveränderungen und seelischem Erleben bestehen oft enge
Wechselwirkungen, die Haut ist praktisch ein Spiegelbild der Seele“, so
der DGKJP-Experte. Plötzliche Schweißausbrüche, Erröten oder Erbleichen
weisen auf eine starke emotionale Beteiligung hin, die aber meist nur
kurz andauert. Zu lang anhaltenden, behandlungsbedürftigen Veränderungen
der Psyche kann es dagegen infolge von Krankheiten oder Verletzungen der
Haut kommen.
Unter Neurodermitis
leiden rund zwei Millionen Kinder und Jugendliche. „Der juckende
Hautausschlag macht sich meist schon im Säuglingsalter bemerkbar und
prägt das weitere Leben oft entscheidend“, sagt Prof. Frank. Im
Mittelpunkt steht ein quälender Juckreiz, der fast immer mit Kratzen
beantwortet wird. Die Betroffenen leiden unter Schuldgefühlen („Wieso
kann ich das nicht lassen?“) oder erhalten negative Rückmeldungen aus
ihrem Umfeld („Hör endlich auf mit dem Kratzen!“). Diese psychosozialen
Reaktionen erzeugen Stress – der wiederum die Juckreizschwelle senkt und
die Konzentration aufs Kratzen verstärkt. Neurodermitis kann also nicht
auf die biologischen Aspekte der Erkrankung reduziert werden. Die
sichtbaren Hautveränderungen wirken sich psychisch stark auf die
betroffenen Kinder und deren Familien aus. Kinder klagen über
Konzentrations- und Schlafstörungen, Ängste und Depressionen; Eltern
über verstärkte Aggressionen auf Grund des Kratzens sowie negative
soziale und emotionale Einflüsse.
Strategien gegen das Kratzen
Im Mittelpunkt der
verhaltensorientierten Therapie steht die Kontrolle des Kratzimpulses,
da das Kratzen wesentlich für den schlechten Hautzustand ist. Einfache
Strategien sind das Ballen der Faust, sich auf die Hände zu setzen oder
sie anders zu beschäftigen. Auch das Kratzen anderer Gegenstände wie
Teddy oder Fußball, das Vereinbaren „kratzfreier Zonen“ und
Entspannungsverfahren können helfen. Wirksam sind zudem
Schulungsprogramme, in die Eltern einbezogen werden und in denen auch
psychische und soziale Aspekte berücksichtigt werden.
Folgen von Verbrennungen
Die heiße Herdplatte,
kochendes Wasser oder der offene Gartengrill sind meist Ursache von
Verbrennungen. „Rund 40 Prozent solcher Unfälle geschehen ein- bis
vierjährigen Kleinkindern, die dann ihr Leben lang unter den Folgen zu
leiden haben“, erläutert der DGKJP-Experte. Denn fast immer sind
Gesicht, Hals, Hände oder Unterarme betroffen – Hautareale, die in der
Regel für Mitmenschen immer sichtbar sind. Nach der ohnehin langwierigen
und belastenden Behandlung, bei der oft zahlreiche plastische
Operationen durchgeführt werden müssen, werden die Patienten von anderen
häufig schief angeguckt. Ein dauerhaftes interdisziplinäres Reha-Konzept,
das körperliche, emotionale, soziale, schulische und berufliche Aspekte
beinhaltet, ist für die jungen Patienten dringend notwendig.
Selbsthilfegruppen leisten hier oft einen erheblichen Beitrag, der über
die Arbeit der spezialisierten Ärzte hinausgeht.
Andere
Hautveränderungen – zum Beispiel blaue Flecken nach körperlichen
Misshandlungen oder Wunden und Narben nach selbstverletzendem Verhalten
– deuten auf vielfältige emotionale Probleme, Entwicklungs- und
Persönlichkeitsstörungen hin. Prof. Frank von der DGKJP: „Störungen des
Selbstwert- und Körpergefühls können zwar nur selten vollständig, in den
meisten Fällen jedoch sehr stark gelindert werden, so dass ein selbst
bestimmtes Leben auch weiterhin möglich ist.“
Quelle:
DKJP |