Großbritannien. Von der Krankheit
profitieren und mit ihr leben
Schwere chronische Erkrankungen wie der Morbus Parkinson lenken die
Aufmerksamkeit fast durchweg auf Probleme. Wie J. Benharoch und T. Wiseman
berichten, gibt es aber auch Patienten, die in einer solchen Situation
sogar Vorteile entdecken können. So geben einige Betroffene an, dass sich
ihr Lebensgleichgewicht nach dem Krankheitsbeginn verbessert habe. Ihnen
stünde jetzt mehr Zeit für Hobbys und für die Familie zur Verfügung. Die
beiden Autoren hatten sieben Parkinson-Kranke insbesondere zu der Frage
interviewt, wie sich ihre Erkrankung auf berufliche und
Freizeitbeschäftigungen auswirkt. Die meisten Befragungsteilnehmer
betonten den Nutzen von Aktivitäten, insbesondere von sportlichem
Engagement. Eine Patientin hatte sich sogar einem Chor angeschlossen, um
Sprachstörungen entgegen zu wirken, insbesondere um lauter zu sprechen.
Die meisten Kranken hatten kreative Wege gefunden, die es ihnen
erleichterten, den Alltag mit weniger Anstrengung zu bewältigen (z. B.
benutzten sie Autos mit automatischer Gangschaltung und elektrische
Zahnbürsten). Bei Reisen stellten sie von vornherein sicher, dass im
Flugzeug ein Platz in der letzten Reihe und im Hotel ein
behindertengerechtes Zimmer reserviert wurde. Außerdem entschieden sie
sich, alle möglichen Aufgaben einfach langsamer anzugehen.
J. Benharoch u. a.: Participation in occupations: some
experiences of people with Parkinson´s disease. British Journal of
Occupational Therapy 2004 (67) 380-387
Kanada. Falschbetonung fördert
Missverständnisse
Offenbar erkennen Zuhörer nicht immer,
welche Worte ein Parkinson-Kranker gerade betonen wollte. Da die Betonung
maßgeblich den Sinn gesprochener Aussagen beeinflusst, scheint die
Parkinson-Krankheit mit einer Verarmung der Ausdrucks- bzw.
Kommunikationsmöglichkeiten einherzugehen. Auf diese Problematik machen H.
S. Cheang und Kollegen in einer Studie aufmerksam, in der sie 21
Parkinson-Patienten und 12 gesunde Kontrollpersonen anhielten, vorgegebene
Worte bzw. Sätze unterschiedlich zu betonen. Die betreffenden Sätze wurden
aufgezeichnet und dann Hörern vorgespielt. Deren Aufgabe war es, die
Bedeutung des Gesprochenen zu entschlüsseln. Den Hörern fiel es deutlich
schwerer, von Parkinson-Kranken gesprochene Betonungen zu erkennen.
H. S. Cheang u.
a.: Impact of Parkinson´s disease on the production of contrastive and
phonemic stress from the listeners´ perspective. Brain and Language 2004
(91) 21-22
Deutschland. Ist Freezing Folge
einer autonomen Dysregulation?
Wenn es bei Patienten im
fortgeschrittenen Stadium einer Parkinson-Erkrankung trotz Medikation zu
Start- und Bewegungsblockaden („Freezing“) Kommt, erhöht sich kurz zuvor
ihre Hautleitfähigkeit (EDA = elektrodermale Aktivität). Sobald das
Freezing voll ausgeprägt ist, nimmt die Hautleitfähigkeit wieder ab. Wenn
die Patienten zusätzlich auch noch mit Angst kämpfen, erhöht sich ihr
EDA-Wert im Vergleich zu angstfreien Freezing-Betroffenen signifikant.
Schon unter Ruhebedingungen weisen Freezing-Patienten eine signifikant
höhere Hauttemperatur und eine signifikant niedrigere
Herzfrequenzvariabilität auf. Zu diesen Erkenntnissen gelangen J. Jörg und
Mitarbeiter in einer Studie an 28 Parkinson-Patienten. Die Hälfte litt
unter Freezing-Problemen. Bei allen Teilnehmern wurden die genannten
Parameter in Ruhe und auf einem Testparcours mit Hilfe eines tragbaren
Messgeräts (Vitaport II) erfasst. Nach Ansicht der Autoren dokumentieren
die erwähnten Befunde eine erhöhte sympathische Aktivität bei
Freezing-Patienten. Sie kann sowohl Ausdruck einer autonomen Dysregulation
als auch Folge vermehrter Angst bzw. Resultat einer Kombination aus beidem
sein. Sollte dies zutreffen, wäre zu prüfen, ob sich Betablocker und
Anxiolytika zur Freezing-Vorbeugung eignen.
J. Jörg u. a.: Zur autonomen
Dysregulation beim Freezing-Phänomen von Morbus-Parkinson-Patienten. Akt.
Neurol. 2004 (31) 338-346 |