USA. Nach operativer Sanierung von
Triggerpunkten verzeichnen 92 Prozent der behandelten Migräne-Kranken eine
mindestens 50-prozentige Besserung in der Häufigkeit, Dauer oder
Intensität ihrer Migräne-Attacken. Während einer durchschnittlich mehr als
einjährigen Nachbeobachtung sind sogar 35 Prozent der Operierten völlig
migränefrei. In einer Kontrollgruppe sind dagegen keine Heilungen zu
erwarten. Über diese und weitere eindrucksvolle Ergebnisse einer
kontrollierten Studie berichten B. Guyuron und Kollegen.
An der Untersuchung hatten sich
ursprünglich 125 Migräne-Patienten beteiligt, von denen randomisiert 100
Personen der Operations- und 25 Personen der Kontrollgruppe zugeordnet
wurden. Alle Operationsanwärter erhielten vorab Botulinumtoxin
A-Injektionen in mögliche Triggerpunkte. Dabei wurden vier Regionen
überprüft, in denen es typischerweise zu migränefördernden
Nervenirritationen kommen kann: Stirn-, Schläfen- und Hinterhauptsbereich
sowie die Nasenhöhlen. Alle Patienten, bei denen Migräne-Intensität und
–Häufigkeit nach den Injektionen um mindestens 50 Prozent abnahmen, wurden
im weiteren Verlauf der Studie an den betreffenden Triggerpunkten
operiert. Die Eingriffe zielten überwiegend darauf ab, Äste des
Trigeminusnerven (N. supraorbitalis, N. supratrochlearis) oder des Nervus
occipitalis major von möglichem Muskeldruck zu entlasten bzw. einen Teil
des zygomaticotemporalen Astes des N. Trigeminus zu entfernen. Bei der
Sanierung der Nasenhöhlen wurden Abweichungen des Nasenseptums korrigiert
und bei anomalen Verhältnissen die mittlere und/oder untere Nasenmuschel
entfernt. Das operative Vorgehen basierte auf der Überlegung, dass
mechanische Irritationen von Nerven oder der Naseninnenwand
Migräneattacken begünstigen können.
Die erwähnten Erfolge an letztlich
89 operierten Patienten scheinen das Konzept der Autoren zu bestätigen. Zu
den erfreulichen Ergebnissen gehörte nicht zuletzt ein drastischer
Rückgang der Behandlungskosten von durchschnittlich anfangs 7.612
US-Dollar pro Jahr auf 925 US-Dollar im Jahr nach der Operation (Kosten
des Eingriffs: durchschnittlich 6.956 US-Dollar). Auch die Zahl der
beruflichen Fehltage reduzierte sich erheblich (mehr als 70 Prozent): Sie
sank von 4,4 auf 1,2 Tage. Unerwünschte Wirkungen der Behandlung waren
Muskelatrophien, Nackenschwäche und Herabhängen des Augenlides (als Folge
der Injektion von Botulinumtoxin A), kleinere und vorübergehende Blutungen
im Rahmen der Operation, vorübergehende Nasentrockenheit, verstärkter
Nasenfluss, postoperative Nebenhöhlenentzündungen und Juckreiz an der
Kopfhaut.
Die Autoren führen ihre Erfolge
darauf zurück, dass sie präoperativ wichtige potenzielle Triggerpunkte
überprüft und anschließend konsequent chirurgisch behandelt hatten.
Immerhin reagierten 22 Prozent der operierten Patienten vor der Therapie
auf vier Triggerpunkte und nur bei 12,1 Prozent war lediglich ein
Triggerpunkt von Bedeutung. Guyuron und Kollegen vermuten daher, dass bei
den wenigen Patienten, die keinen Nutzen aus dem operativen Eingriff
zogen, weitere (noch unbekannte) Triggerpunkte an der Migräneauslösung
beteiligt sind.
B. Guyuron u. a.:
Comprehensive surgical treatment of migraine headaches. Plast. Reconstr.
Surg. 2005 (115) 1-9 |