USA. Manche Demenz-Kranke können
durchaus Verantwortung übernehmen, andere Demenz-Patienten anleiten und so
das Pflegepersonal wirksam entlasten. Auf diese im Heimalltag meist völlig
unterschätzte Option macht eine Studie von C. J. Camp und Mitarbeitern
aufmerksam. Die US-amerikanischen Forscher hatten vier Demenz-Kranke (mit
einem Mini Mental Score im Bereich von 16 bis 30 Punkten) für die Aufgabe
gewonnen, als Gruppenleiter spielerisch gestaltete Memory-Sitzungen von
Demenz-Patienten zu moderieren. Dabei ging es darum, den Text einer vom
Gruppenleiter gezeigten Karte zu vervollständigen und vier mögliche
Antwortkarten zu verwalten.
An den 25- bis 40-minütigen
Sitzungen beteiligten sich bis zu 8 Demenz-Kranke (mit einem Mini Mental
Score zwischen 1 bis 13 Punkten). Bei den vier Gruppenleitern handelte es
sich um Frauen im Alter von 74 bis 91 Jahren. Alle erhielten ein
eingehendes Training, das je nach Bedarf zwei bis acht Übungseinheiten
umfasste. Anschließend fanden im Beisein eines Trainers erste
Gruppensitzungen statt, in denen sich der Trainer bei Bedarf einschaltete.
Sobald sich die Gruppenleiterinnen ihrer neu erworbenen Führungskompetenz
sicher waren und ihr Können auch unter Beweis gestellt hatten, begann die
Testphase.
Diese verlief außergewöhnlich
erfolgreich. So bedurfte es In 60 Prozent aller Sitzungen keinerlei Hilfe
des anwesenden Pflegepersonals. Alle Gruppenleiterinnen genossen ihre
Rolle, sahen diese als wertvoll an und waren interessiert, Freunde für das
Gruppenleiterprogramm zu gewinnen. Auch die Gruppenteilnehmer verhielten
sich interessiert und kooperativ. Während sämtlicher Sitzungen waren weder
Angst noch Traurigkeit oder unangemessene Verhaltensweisen zu beobachten.
Ein einziges Mal verlies ein Teilnehmer nach Sitzungsbeginn den Raum. Im
Vergleich zu anderen Gruppenaktivitäten legten die Teilnehmer signifikant
mehr konstruktives (p < 0,01) und allgemeines Engagement (p < 0,001) an
den Tag.
Die Autoren betonen mehrere
Vorteile ihres Programms: Es erzeugt bei fast allen Beteiligten
Zufriedenheit und stärkt das Selbstbewusstsein der „Gruppenleiterinnen“,
denen es gelingt, bei Patienten mit fortgeschrittenerer Demenz ein
erfreulich hohes Maß an Engagement zu erwecken. Nicht zuletzt begann das
Pflegepersonal, die Gruppenleiterinnen mit neuen Augen zu betrachten und
in diesen wertvolle Helferinnen zu entdecken (was sich wiederum auf das
Erleben der Gruppenleiterinnen günstig auswirkte). Angesichts der
beschriebenen günstigen Erfahrungen prüfen Camp und Kollegen weitere
Möglichkeiten, neue Rollenmodelle für Patienten mit noch leichter Demenz
auch in anderen Lebensbereichen zu entwickeln (z. B. beim betreuten
Wohnen).
C. J. Camp et
al.: Resident-assisted Montessori programming (RAMP): training persons
with dementia to serve as group activity leaders. The Gerontologist 2004
(44) 426-431 |