Nahrungsergänzungsmittel sind zur Zeit in Mode. Doch nicht jeder
weiß, was Nahrungsergänzungsmittel sind und wozu sie dienen. Das
Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz (1999)
definierte Nahrungsergänzungsmittel als "Lebensmittel, die einen
oder mehrere Nährstoffe in konzentrierter Form enthalten und
üblicherweise eine lebensmitteluntypische Form (Tabletten, Kapseln
etc.) aufweisen." Warum soll oder muss die normale Nahrung ergänzt
werden? Dazu folgende Hinweise:
Nahrungsergänzungsmittel sind künstlich (industriell) hergestellte
Produkte, die bestimmte Stoffe beinhalten, welche in der natürlich
vorkommenden Nahrung nicht oder nur in geringerer Menge enthalten
sind. Vitamintabletten sind dafür ein gutes Beispiel. Sie werden
hauptsächlich dann eingesetzt, wenn der Verbraucher das Gefühl hat,
mit seiner täglichen Nahrung nicht genügend Vitamine zu sich nehmen
zu können. Er glaubt, so das vermeintliche Defizit beheben zu
können. Dann werden diese Tabletten maßlos konsumiert, um das
schlechte Gewissen, welches man aufgrund mangelnden Gemüse- und
Früchteverzehrs hat, zu beruhigen. Dabei ist längst wissenschaftlich
erwiesen, das Aufnahme von bestimmten Vitaminen (Vitamin C) im
Magen-Darm-Trakt, an Bedingungen geknüpft ist, die nur von den
"natürlichen" Lebensmitteln erfüllt werden. So werden mit diesen
Pillen Millionen von Euro umgesetzt, obwohl diese bestenfalls nicht
schaden.
Bevor wir uns weiter Gedanken über Nahrungsergänzungsmittel machen,
sollten wir zuerst über die Ursachen sprechen, welche dazu führen
können, dass die Nahrung tatsächlich ergänzt werden muss. Allein die
Tatsache, dass im Gegensatz zu früher, die Boden- und Luft- bzw.
Wasserverschmutzung stark zugenommen hat, zeigt, dass wir heute
nicht (!) mehr mit der guten, alten Hausmannskost in allen Fällen
auskommen können. Die Böden sind durch Überproduktion, Insektizide
und Pestizide sehr ausgelaugt und enthalten daher nicht mehr so
viele Nährstoffe, Vitamine und Mineralien wie noch vor einigen
Jahrzehnten. Dies kann ganz allgemein zur Unterversorgung führen,
welche dann in besonderen Fällen gravierende Konsequenzen hat.
Insbesondere kann das bei Schwangerschaft, Rekonvaleszens oder (Hoch-)Leistungssport
eintreten.
Bei Schwangerschaft liegt z. B. ein erhöhter Eisenbedarf vor. Dem
muss Rechnung getragen werden durch Substitution bzw.
Nahrungsergänzung. Dabei ist besonders wichtig, dass Eisen so
ergänzt wird, dass es einerseits vom Körper gut aufgenommen und
gespeichert werden kann. Andererseits ist Eisen ein Schwermetall und
es muss auf eine möglicherweise toxische (giftige) Wirkung geachtet
werden. In solchen Fällen wird in der Regel ein besonderes
Kombinationpräparat eingesetzt, welches niedrige, aber gut
resorbierbare Mengen an Eisen enthält (in Verbindung mit anderen
Mineralien und Spurenelementen).
Besonders bei Rekonvaleszenz oder erhöhter Infektanfälligkeit ist es
sinnvoll, bestimmte Vitamine in erhöhter Konzentration zuzuführen.
Hier ist besonders auf den B-Vitamin Komplex zu achten (mit
besonderer Betonung auf Vitamin B-12). Dies kann aber nicht wahllos
und nach dem Motto " Viel hilft viel " vom medizinischen Laien
durchgeführt werden. In jedem Fall ist eine Absprache mit dem
Hausarzt erforderlich. Nur dieser kann entscheiden, was genau
sinnvoll und geboten ist. Meistens werden in solchen Fällen venöse
oder intramuskuläre Injektion verabreicht, weil die Aufnahme über
den Magen-Darm Trakt beeinträchtigt ist. Die Ergänzung von Magnesium
zum Beispiel wird häufig empfohlen, doch weiß kaum jemand, dass die
Aufnahme von Magnesium in die Blutbahn über die Nahrung gestört ist,
wenn zeitnah Milch oder Milchprodukte verzehrt werden.
Bei Sportlern wird immer wieder eine besondere Ernährung propagiert.
Dem gegenüber steht die Empfehlung des Bundesgesundheitsamtes aus
einer Pressemitteilung (1997): "Eine spezielle Sportlernahrung ist
für Freizeit- und Breitensportler nicht notwendig..." Wie sieht es
jedoch mit ambitionierten Leistungs- und Hochleistungssportlern aus.
Aus aktuellen Untersuchungen weiß man, dass die Zahl dieser Gruppe
immer größer wird. Das extremste Beispiel für einen übersteigerten
Ehrgeiz dürfte ein 76-jähriger Senior sein, der in einem
Fitnessstudio der Einnahme von anobolen Steroiden (muskelaufbauende
Hormone) "überführt" wurde. Nicht weniger bedenklich ist auch der
Bericht über eine deutsche Leichtathletin, wonach diese bis zu 150
verschiedene Nahrungsergänzungsmittel konsumiert haben soll. Sieht
man einmal von solchen Exzessen und ähnlichem Unsinn ab, bleibt die
große Gruppe der Sportler, welche durch langfristiges und
konsequentes Training eine gezielte Leistungssteigerung anstreben.
Diese Sportler können durch die gezielte Einnahme von
Nahrungsergänzungsmittel bei Training und Wettkampf unter Umständen
profitieren.
Bei Sportarten mit hohem Kraftanteil wie Gewichtheben, Kugelstoßen
oder Hammerwurf konsumieren Sportler in der Regel große Mengen an
Eiweißpräparaten. Dies ist nicht nur wichtig, weil sich ein
Kraftzuwachs in diesen Sportarten nur über Muskelmassenzunahme
(Hypertrophie) einstellt, sondern auch richtig. Denn nur wenn die
Nahrung über einen erhöhten Eiweiß-Anteil (ca. 2,5 - 3
Gramm/Kilogramm Körpergewicht) verfügt, kann eine
Muskelmassenzunahme stattfinden. Dadurch, dass sich die
entsprechenden Eiweiße direkt in der Muskelzelle anlagern, wird die
Muskelzelle und somit auch der Muskel größer und kräftiger, wie man
bei einigen Kraftsportlern sehr gut beobachten kann.
Würden solche Eiweißmengen über die normale Nahrung aufgenommen
werden, müssten riesige Volumina über den Magen-Darm-Trakt dem
Körper zugeführt werden. Das alleine ist schon problematisch, denn
kein Sportler kann und will immer mit vollem Magen trainieren. Das
Schlimme an einer solchen Ernährung wäre, dass mit einer solchen
Eiweißmenge gleichzeitig große Mengen Fett konsumiert würden, denn
Eiweiß kommt in der Natur immer nur mit mehr oder weniger, großem
Fettanteil vor. Dies ist aber wenig wünschenswert, da bei fast allen
Sportarten auf eine möglichst große, fettfreie Körpermasse geachtet
werden muss.
Bei Sportarten mit hohem Ausdaueranteil und überlanger
Wettkampfdauer wie Marathon, Tour de France etc., werden zusätzlich
zur ohnehin umfangreichen Kost, Kohlenhydrate, in Form von Glukose,
über Nahrungsergänzungsmittel zugeführt. Wenn man bedenkt, dass bei
solchen Sportarten zwischen 10.000 und 12.000 kcal pro Tag zugeführt
werden müssen, um eine ausgeglichene Energiebilanz zu bekommen, wird
schnell klar, warum Nahrungsergänzung hier unerlässlich wird.
Ansonsten könnte die Magen-Darm Passage zum ( leistungs- )
limitierenden Faktor werden. Neben den häufig zu beobachtenden
Energie-Riegeln und Energie-Mix Getränken kommt mittlerweile immer
häufiger das so genannte Gel zum Einsatz. Das ist eine zähe
Flüssigkeit, meistens in einem kleinen Beutel dargeboten, welche
hochkonzentrierte Kohlenhydrate enthält und daher sehr süß
schmeckt. Dieses Gel stellt ein Bindeglied zwischen Energie-Riegeln
und Getränken dar und wird überwiegend im Wettkampf zur Substitution
eingesetzt.
Damit solche Mengen an Kohlenhydraten nicht nur aufgenommen, sondern
auch in der Muskelzelle gespeichert werden können, müssen solche
Nahrungsergänzungsprodukte auch über eine bestimmte Konzentration an
Mineralien verfügen. Hierbei ist besonders das Kalium zu nennen,
weil ohne Kalium keine Kohlenhydrat-Einlagerung stattfinden kann.
Auch Magnesium muss hier besonders erwähnt werden, weil es, ähnlich
wie Kalium, prozentual gesehen, die höchsten Schweißverlust
erleidet und daher unmittelbar ersetzt werden muss, da es sonst zu
Störungen bei der Reizleitung kommen kann. Diese Störungen
beeinträchtigen das Zusammenspiel von Zentralem Nerven System (ZNS) und Skelettmuskulatur und führen dann in Training und Wettkampf zu
den bekannten und gefürchteten Muskelkrämpfen.
Produkte, die Carnitin beinhalten, sollen angeblich die Ausdauer
verbessern. Dies ist eindeutig widerlegt, da in keiner (!)
wissenschaftlich angelegten Studie ein entsprechender Effekt
nachweisbar war. Das momentan sehr populäre Creatin wirkt im
Schnelligkeits- bzw. Schnellkraftbereich, wenn gleichzeitig mehr und
intensiver trainiert wird. Das Problem bei Creatin-Produkten ist,
dass sie meist im Ausland produziert werden und daher häufig mit
anderen Inhaltsstoffen verunreinigt sind. Diese "anderen"
Inhaltsstoffe stehen manchmal auf der Dopingliste des IOC
(Internationales Olympische Komitee) und führen in nicht wenigen
Fällen dazu, dass bei Sportler im Dopingtest Substanzen nachgewiesen
werden, die sie eigentlich gar nicht zu sich nehmen wollten. Daher
sind Creatin-Produkte von unbekannter Herkunft (Internet) auf jeden
Fall zu meiden!
Fazit: Nahrungsergänzungsmittel können in bestimmten Fällen durchaus
sinnvoll sein. Es ist jedoch sicherzustellen, dass sie die
entscheidenden Inhaltsstoffe enthalten und nicht nur mit
pseudowissenschaftliche Versprechungen einhergehen. |