Heute fällt es mir recht
schwer, diesen Tagebucheintrag zu schreiben.
Seit ein paar Tagen fühle
ich mich oft kraftlos, antriebslos und irgendwie komisch, wie in Watte
gepackt. Ich habe das Gefühl, dass in mir eine negative Kraft arbeitet,
gegen die ich zurzeit nicht die richtigen Mittel finde, die ich nicht
richtig fassen kann. Es sind negative Gefühle, die ich mit früheren
Erfahrungen verbinde, da bin ich mir recht sicher und ich weiß deshalb
auch, dass sie auch wieder verschwinden. Aber hier und jetzt geht es mir
einfach nicht gut und es ärgert mich, dass ich den Zustand nicht abstellen
kann.
An dem Tag der Sitzung
bei Dr. Mück fühlte ich mich aber sehr gut, was wir beide in der Sitzung
als schönen Erfolg verbucht haben.
Ich achte inzwischen viel mehr auf die
positiven Ereignisse in meinem Leben und nehme sie an. Ich habe das
Gefühl, dass ich es immer mehr umsetzen kann, die negativen Gefühle in
meinem Leben nicht anzuerkennen, sie als überflüssig, schädigend und auch
in sich als ursächlich zu betrachten. Es funktioniert nicht immer und
gerade zurzeit scheinen noch andere Kräfte zu wirken.
Ich weiß aber, dass
die Welt für mich morgen schon wieder ganz anders aussehen wird und ich
nicht mehr nachvollziehen kann, warum es mir nicht gut ging.
Dr. Mück fand mein
Selbstcoaching sehr gut und er war voller Zuversicht. Er bezog das auf
meine Fähigkeit, mich, meine Person, meinen Körper und meine Identität von
außen zu betrachten. Wenn ich dieses Gefühl erzeugen kann, spüre ich, wie
es mich erleichtert,
wie ich mich als Mensch im Gefüge der Mitmenschen und
der Umwelt annehmen kann. Und ich kann meine negativen Seiten, die mich
belasten, als einen Teil von mir ansehen und mich trotzdem mögen.
Dr. Mück erzählte, dass
Menschen mit schweren Depressionen nicht über so eine Fähigkeit verfügen
und sie sich auch in einer selbst zerstörerischen Art überhaupt nicht aus
ihrem negativen Gedankenkreislauf lösen können. Die Gewissheit, dass ich
über die Fähigkeit verfüge, hat mir ein beruhigendes Gefühl gegeben.
Ich hatte Dr. Mück
geschrieben, dass ich in meiner Kindheit viel Zeit mit meiner Oma
verbracht habe. Ich habe sehr positive Erinnerungen an meine Oma und auch
meine Eltern sagten, dass sie mich sehr verwöhnt hat. Ich erinnere mich
aber auch, dass sie oft eine recht strenge Frau war, die ihre engen
Maßstäbe hatte und diese auch an mich weitergegeben hat. Ich habe es
erlebt, dass das Verhältnis zwischen meiner Oma und meinem Opa mehr als
schlecht war. Sie lebten und aßen zwar zusammen, aber ansonsten gab es
keine gemeinsamen Berührungspunkte. Der Umgangston war mehr als schlecht,
ich kann mich nicht erinnern, dass es ein freundliches Wort zwischen den
beiden gab. Dr. Mück meinte, dass mich das alles
geprägt hat und eine
Ursache für einige meiner jetzigen Verhaltensweisen sein könnte.
Er riet
mir, mir in solchen Situationen mal über die Schulter zu schauen und
nachzusehen, ob dort nicht meine Oma steht, die mir etwas zu sagen hat.
Ich habe mit Dr. Mück
noch über die Beziehung zu meiner Freundin gesprochen, die zur Zeit
manchmal nicht so reibungslos verläuft, wie sie und ich uns das wünschen.
Am Telefon kam es in der letzten Zeit häufig zu Problemen, wir haben uns
missverstanden, waren verkrampft, haben einzelne Sätze zerpflückt und sind
doch nicht auf einen Nenner gekommen. Wir haben uns Sorgen deshalb
gemacht, zumal wir planen, zusammen zu ziehen. Ich habe Dr. Mück ein wenig
die Umstände geschildert. Er hat sich zu meinem Erstaunen eigentlich zu
allen Dingen positiv geäußert. Auch die Probleme, die meine Freundin und
ich als sehr belastend empfanden,
relativierte Dr. Mück und machte mir
klar, dass sich Beziehungen entwickeln müssen und dass es nie eine 100%ige
Übereinstimmung geben kann. Er betonte, dass die Liebe, die sich im Laufe
der Zeit entwickelt, sehr viel intensiver und haltbarer ist, als die Liebe
auf den ersten Blick. Auch versuchte er, Erklärungen für bestimmte
Verhaltensweisen von meiner Freundin zu finden. Ich habe noch am gleichen
Tag gespürt, dass diese Anregungen von Dr. Mück unserer Beziehung sehr gut
getan haben.
Ich habe gemerkt, dass es zu einem großen Teil von meiner
oder besser gesagt unserer Einstellung abhängt, ob unsere Beziehung
funktioniert oder nicht.
Zu Sitzung 8 |