Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Einzelfallstudie 2004

Bericht des Psychotherapeuten nach dreimonatiger Behandlung

 
Der 53 Jahre alte männliche Patient litt zu Beginn der Behandlung an einer mittelschweren Depression, die zu chronifizieren drohte, teilweise einer "Verbitterungsstörung" ähnelte und bei dem ursprünglich beruflich sehr erfolgreichen Patienten Suizidgedanken förderte. Auslöser war offenbar der Umstand, dass der Patient vor mehreren Jahren relativ abrupt von seiner Ehefrau zugunsten eines anderen Mannes verlassen worden war. Bis dahin wähnte sich der Patient, der deutliche Züge eines "Helfersyndroms" aufweist und ein eher distanziertes Verhältnis zu Gefühlen hat, in einer sehr guten Ehe. Die damit verbundene Ent-Täuschung reaktivierte schlagartig alte Beziehungsenttäuschungen (insbesondere gegenüber der Herkunftsfamilie) und förderte neue Beziehungsenttäuschungen (insbesondere gegenüber seinen Krankenversicherungen). Als "Helfer" fühlte sich der Patient zunehmend "verraten" und "verlassen", zumal ihm selbst die ihm zustehenden Krankenbehandlungen verwehrt wurden. Diese musste er sich regelrecht gerichtlich erstreiten.

    In diesem Zustand nahm er zu mir per Email Kontakt auf, nachdem er meine Homepage im Internet entdeckt hatte. Da der Patient sehr rational veranlagt ist, bot ich ihm in erster Linie eine kognitive Therapie an (in Kombination mit tiefenpsychologischen Ansätzen und anderen verhaltenstherapeutischen Komponenten, insbesondere einer intensiven Sporttherapie). Mit seinen 130 kg Körpergewicht wirkte der Patient sehr schwerfällig und war deutlich übergewichtig. Eine gute Vertrauensbeziehung entwickelte sich erst allmählich, nachdem sich der Patient davon überzeugen konnte, dass auf mich 100 Prozent verlass ist, dass es mir primär um seine Person geht (und nicht einen weiteren "Kunden") und dass ich mich sehr engagiert für ihn einsetze. Für mich selbst war es wichtig, sicher zu gehen, dass ich nicht nur zur Lösung eines versicherungstechnischen Problems gebraucht wurde. Die Therapie startete mit der für den Patienten sehr positiven Erfahrung, dass es mir als "Vermittler" gelang, konstruktiv in einem Rechtsstreit zwischen dem Patienten und einer seiner Krankenversicherungen zu vermitteln. Diese Erfahrung (dass sich Probleme auch gütlich lösen lassen und dass eine bessere Beziehung die Folge sein kann) war insofern zentral, als sie nicht in das bisherige Weltbild des Patienten passte, jetzt aber unmittelbar für ihn erfahrbar wurde. Damit war ein sehr guter Einstieg in die noch unzureichende "Beziehungskompetenz" des Patienten möglich (Er hat beispielsweise so gut wie keine Freunde). Als sehr rational veranlagtem Menschen gefiel es dem Patienten, dass ich ihm ein klares Behandlungskonzept aufzeigte, wobei er auf dieses aktiv Einfluss nehmen konnte ("alles blieb unter seiner Kontrolle"). Schwerpunkte der ersten dreimonatigen Behandlungsphase waren unter anderem: 1. in Köln zumindest partiell sesshaft zu werden, 2. offene alte Geschäfte abzuschließen, 3. noch bestehende Verknüpfungen mit seiner früheren Frau zu entflechten, 4. zu lernen, dass die eigene Weltsicht nur eine von vielen Möglichkeiten ist, 5. eigenes Verhalten kritisch und zugleich wohlwollend gespiegelt zu bekommen (z. B. die extreme Redeneigung des Patienten, die dem Gegenüber wenig Raum lässt und zugleich auf die "Einwegkommunikation" in der Herkunftsfamilie rückschließen lässt), 6. die Entwicklung neuer beruflicher Zukunftsperspektiven, 7. die Verbesserung der körperlichen Verfassung (Gewichtsreduktion, Steigerung der Fitness), 8. die Vermittlung weiterer Beziehungskompetenzen (insbesondere "Rückmeldungen geben", "Verhandeln", Versöhnen").

    Der Patient arbeitete engagiert und zuverlässig mit. Er entwickelte eigene Konzepte (insbesondere ein computergesteuertes Diätprogramm sowie schon relativ konkrete Vorstellungen für einen neuen Berufsstart). Er nahm zur Familie eines früheren Freundes Kontakt auf, prüfte, ob er wieder in seinem Hobby tätig werden könnte und machte die Erfahrung, dass er Dinge sehr gut selbst bewältigen konnte, die ihm seine frühere Frau abgenommen hatte. Am Ende der ersten Behandlungsphase fühlte er sich bereits deutlich wohler, was sicherlich nicht nur an einer "überplanmäßigen" Gewichtsreduktion von 9 kg (geplant waren 5kg) und einer deutlich besseren körperlichen Fitness lag. Der Patient kann sich schon besser konzentrieren, so dass er sich bereits im Rahmen der zweiten Behandlungsphase für zwei Seminare zum Thema "Kommunikation" anmeldete (im Sinne erster Projekte zur Überprüfung seiner Belastbarkeit und zur Verbesserung seiner sozialen Kompetenz). Auch der per TSD erfasste Depressionswert war zum Ende der ersten Behandlungsphase schon deutlich gesunken.