Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Ambulante psychosomatische Rehabilitation

Informationen für Interessenten

 

Sehr geehrte Patientin,
sehr geehrter Patient,

ich freue mich, dass Sie sich dafür interessieren, das in Deutschland bislang wohl einmalige Modell einer "ambulanten (berufsbegleitenden) psychosomatischen Rehabilitation" kennen zu lernen. Die Idee entstand aufgrund der Erfahrung, dass viele Patienten aus den Möglichkeiten einer stationären psychosomatischen Rehabilitation großen Nutzen ziehen können. Aber immer wieder gibt es Personen, denen es nicht möglich ist, sich für 4 bis 8 Wochen aus dem Alltag zurückzuziehen und sich auf ein solches Angebot einzulassen. Einige haben z.B. kleine Kinder, die in dieser Zeit nicht versorgt würden, andere können es sich nicht leisten, so lange vom Arbeitsplatz fernzubleiben. Deshalb entstand hier in Köln der Gedanke, eine Alternative zu entwickeln. Dieses Faltblatt will Sie über den derzeitigen Stand und die Möglichkeiten dieses Modells informieren.

Warum Psycho- und Sporttherapie gemeinsam?

Der Hintergrund ist die Überlegung, dass insbesondere eine Kombination von ambulanter Psychotherapie mit ambulanter Sporttherapie vielen Patienten Hilfen erschließt, die eine klassische Psychotherapie nicht bieten kann.

   Vielleicht gehören ja auch sie zu den Personen, die kein einfaches Verhältnis zu ihrem Körper haben. Dafür können viele Gründe verantwortlich zeichnen, etwa unklare dauerhafte Beschwerden, eine Vernachlässigung des Körpers oder schwere bzw. ständige Erkrankungen, die Sie daran zweifeln ließen, ob Sie sich auf Ihren Körper überhaupt noch verlassen können. In einer solchen Situation hilft oft eine körperlich-sportliche Selbsterfahrung rascher und wirksamer als das bloße Gespräch. Das Training mit qualifizierten Betreuern und an sinnvollen Geräten fördert nicht nur die Selbstwahrnehmung. Erfreulich und hilfreich ist auch das Erlebnis, durch Training körperliche Funktionen beeinflussen zu können. Oft verringern sich allein schon dadurch Gefühle von Hilflosigkeit und Versagensangst. Der Trainierende erhält durch die spürbare (und zugleich messbare!) Verbesserung seiner Leistungsfähigkeit die Bestätigung, dass er etwas an seinem Körper und damit in seinem Leben bewirken kann. Oft ist dies die beste Motivation, um auf Dauer Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen. Sozusagen im Vorbeigehen, nimmt der Trainierende auch noch eine Vielzahl anderer gesundheitsfördernder Effekte mit (wie Verbesserungen von Herzarbeit, Muskelkraft, Koordinationsvermögen und Stoffwechsel).

Welche Besonderheiten zeichnen die ambulante psychosomatische Rehabilitation ansonsten aus?

    Die ambulante psychosomatische Rehabilitation nach dem neuen Modell beginnt mit der klassischen ambulanten tiefenpsychologischen Psychotherapie und stellt letztlich deren Erweiterung dar. Sie hat den Vorteil, dass sie den Patienten nicht aus seinen sozialen Bezügen reißt. Kinder müssen nicht untergebracht, der Arbeitsplatz nicht aufs Spiel gesetzt werden. Der "Alltagsschock" nach dem Verlassen eines "Klinikparadieses" bleibt dem Patienten erspart.

   Das Kernangebot beinhaltet die Kombination von tiefenpsychologischer Psychotherapie mit Sporttherapie und einer die Sporttherapie begleitenden Gesprächsgruppe. Es wird bei Bedarf erweitert durch die Lektüre geeigneter Bücher, die Teilnahme an wohnortnahen Selbsthilfegruppen, die Nutzung spezieller wohnortnaher Beratungs- und Hilfsinstitutionen (Krankenkassenkurse, Bildungsberatung der Stadt Köln, Sozialberatungsstellen, Freizeit- und Kontakteinrichtungen), weitere körperbezogene Angebote des Sportstudios (Ernährungsberatung, Selbstverteidigungstraining, Entspannungsmöglichkeiten) sowie andere sinnvolle Maßnahmen. Den Organisatoren schwebt vor, möglichst bald (Finanzierungsfrage!) auch Gestaltungstherapie in das Konzept der ambulanten psychosomatischen Rehabilitation aufzunehmen. Stärke und Sinn der Gestaltungstherapie beruhen vor allem darauf, dass sie durch nichtsprachliche Gestaltungsmittel (z.B. Malen) einen Zugang zu sonst nicht erreichbarem seelischem und körperlichem Erleben eröffnen.

  Viele Angebote können auch nach Abschluss der Rehabilitation nahtlos weiter genutzt werden (wie Krankenkassenkurse, Selbsthilfe-Gruppen, Bildungsberatung, Training im Sportstudio).

   Die für jeden Patienten geeigneten Maßnahmen werden individuell vereinbart und in einem Rehabilitationsplan erfasst.

Wie wird die Rehabilitationsmaßnahme finanziert?

   Wir gehen davon aus, dass die Kosten der Psychotherapie von den Krankenkassen im Rahmen der ambulanten Abrechnungsmöglichkeiten für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie getragen werden. Da es sich um kein klassisches Modell handelt, muss dies von Kasse zu Kasse bzw. von Fall zu Fall entschieden bzw. ein den offiziellen Bestimmungen entsprechender Weg gefunden werden.

   Die Kosten der Sporttherapie sind prinzipiell von Ihnen selbst zu tragen. Sie belaufen sich zur Zeit auf DM 240.- pro Monat. Sofern Sie das Sportstudio nur als normales Mitglied nutzen wollen, beträgt der monatliche Beitrag bei einjähriger Mitgliedschaft 85 DM. Ein Paket von 10 Übungsstunden kostet 135 DM, ein Paket von 20 Übungsstunden kostet 250 DM. Für Mitglieder ist die Teilnahme an Kursen bereits mit dem Monatsbeitrag abgegolten. Die Kosten der Gestaltungstherapie werden voraussichtlich DM 90.- pro Monat betragen (= 4 Therapie- Einheiten). Die allgemeinen Projektkosten (z.B. Koordinierung) betragen 125 DM im Monat und werden z.Zt. noch von Dr. Mück getragen.  Soweit Sie es wünschen, werden wir Sie dabei unterstützen, wenn Sie im Rahmen von Einzelfallentscheidungen eine Übernahme oder Bezuschussung dieser Kosten bei Ihrer Krankenkasse beantragen wollen. In der Vergangenheit (1995) haben sich die AOK Rheinland und die IKK Bergisch Land bei einzelnen Patienten zur Bezuschussung der Sporttherapie  bereit erklärt, ohne dass sich daraus jedoch irgendwelche Ansprüche für die Betroffenen oder andere Versicherte ableiten lassen. Bei der Teilnahme an Selbsthilfegruppen und der Nutzung öffentlicher Beratungsangebote entstehen im allgemeinen keine Kosten.

Wo finden die Veranstaltungen statt?

Die psychotherapeutischen Sitzungen sowie die Gesprächsgruppe finden in der Praxis von Dr. Mück statt, die Sporttherapie im Dünnwalder Sportstudio "Sports Connection" (Rönsahler Str. 27, 51069, Tel. 0221/60 27 64; Ansprechpartner sind dort der Arzt und Diplom-Sportlehrer Gregory Janshoff bzw. die Diplom-Sportlehrerin Petra Boer-Janshoff). Das Sportstudio sieht auf ca. 1.000 qm Fläche mit rund 100 verschiedenen Trainingsstationen getrennte Übungsstätten für Männer und Frauen sowie gemeinsame Kurse vor. Neben den beiden großen Gerätehallen verfügt es über drei Gymnastiksäle, zwei Saunabereiche, einen Kinderspielraum und zwei Kommunikationszentren. Zu den Betreuern zählen Ärzte, Diplom- Sportlehrer, Krankengymnasten sowie staatlich geprüfte Tanz- und Gymnastiklehrerinnen. Um auch Müttern mit kleinen Kindern genügend Trainingsmöglichkeiten zu eröffnen, bietet das Studio in der Regel fünfmal pro Woche jeweils zwei Stunden Kinderbetreuung an (bislang kostenlos).

Wie wirke ich an diesen Maßnahmen mit?

Die Teilnahme an dem Modell setzt voraus, dass Sie ausreichend lang die Möglichkeiten der Einzelpsychotherapie wahrnehmen (Häufigkeit nach Absprache) sowie mindestens 6 Monate lang an der Gesprächsgruppe (einmal wöchentlich 2 durch eine Pause getrennte Sitzungen) und an der Sporttherapie (dreimal pro Woche) teilnehmen. Hinzu kommt die Bereitschaft, an den erforderlichen psychologischen und medizinischen Eingangs- und Abschlussuntersuchungen mitzuwirken. Die Wahrnehmung weiterer Angebote steht in Ihrem Ermessen (wie die Nutzung der Sauna des Sportstudios oder die Teilnahme an einem Selbstverteidigungskurs). Über Einzelheiten der jeweiligen therapeutischen Maßnahmen informieren wir Sie individuell bzw. mit Hilfe spezieller Unterlagen. Vor Beginn der Sporttherapie ist es unabdingbar, Ihre Sporttauglichkeit durch Ihren Hausarzt überprüfen und uns schriftlich bescheinigen zu lassen. Dazu gehört insbesondere auch ein Belastungs-EKG und eine Lungenfunktionsprüfung. Wir empfehlen Ihnen, zumindest für die Dauer der Rehabilitation ein Trainings- und Psychotherapietagebuch zu führen.

Wie vertraulich ist diese Behandlung?

Auch im Rahmen des Modellversuchs "ambulante psychosomatische Rehabilitation" gilt selbstverständlich die ärztliche Schweigepflicht uneingeschränkt. Wir werden keinerlei individuelle Daten veröffentlich, es sei denn, dass Sie uns ausdrücklich dazu ermächtigen. Was die Gruppengespräche anbetrifft, so verpflichten sich alle Mitglieder durch ihre Teilnahme dazu, Außenstehenden gegenüber strenge Verschwiegenheit einzuhalten. Das Betreuungspersonal des Sportstudios muss zumindest Ihre körperlichen Probleme kennen, um Sie optimal unterstützen zu können. Wir bitten Sie deshalb, Ihre Betreuer über Ihr gesundheitliches Befinden zu informieren. Ansonsten weiß keiner der anderen Studio-Besucher, dass  Sie Teilnehmer einer Rehabilitationsmaßnahme sind.

Was sollte ich sonst noch wissen?

Bitte berücksichtigen Sie, dass es sich vorerst um ein Modellprojekt handelt, bei dem unzählige praktische Hindernisse (insbesondere im Finanzierungsbereich) überwunden bzw. geklärt werden müssen und bei dem wir auf die Kooperation der Krankenkassen sowie die Akzeptanz der Kassenärztlichen Vereinigung angewiesen sind. Vieles lässt sich daher momentan noch nicht verbindlich sagen. Scheuen Sie sich nicht, Herrn Janshoff und mir jederzeit Ihre Fragen zu stellen. Angesichts der noch geringen Patientenzahl dieses Modellversuches  und der niedrigen Monatsgebühr ist es wirtschaftlich vorerst nicht möglich, während der Sporttherapie durchgehend die Anwesenheit eines Arztes zu gewährleisten. Sie trainieren also auf eigene Verantwortung. Bitte halten Sie sich daher an die Trainingsempfehlungen.

   Wir streben mittelfristig an, den Modellversuch durch einen oder mehrere Hochschullehrer wissenschaftlich begleiten zu lassen. Schon jetzt haben wir uns der Mitwirkung kompetenter Berater versichert. Sie selbst können das Modell unterstützen, indem Sie uns Ihre Erfahrungen als Teilnehmer spontan bzw. schriftlich mitteilen.

   Psychotherapeutische Praxis und Sportstudio sind rechtlich, wirtschaftlich und personell getrennte Einrichtungen, die lediglich im Rahmen des Modellversuches kooperieren. Die Zusammenarbeit wird durch engmaschige Kontakte, monatliche Teambesprechungen sowie die gemeinsam erarbeiteten Rehabilitationspläne gewährleistet.

Sollten Sie beim Lesen dieses Faltblattes Lust bekommen haben, das neue Modell selbst zu erproben, würden wir uns darüber sehr freuen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Herbert Mück

Stand: 21.05.1995 (leider!!!)