Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Wie ich meinen Tinnitus loswurde

(Erfahrungen einer heute 34-jährigen Frau)


Vor etwa 7 Jahren bekam ich plötzlich einen Pfeifton im rechten Ohr, den ich den ganzen Tag lang nicht mehr loswurde. Ich bemerkte auch, dass ich auf einmal Frequenzen im Fernsehen oder bei elektrischen Geräten anders wahrnahm als zuvor. Ich ging am nächsten Tag zum HNO-Arzt, der einen Hörsturz mit Tinnitus diagnostizierte und mir Infusionen verabreichte, die aber keinerlei Veränderung brachten. Es vergingen zwei Wochen. Inzwischen hatte ich keine Nacht mehr geschlafen und wurde immer panischer. Ich sehnte mich so nach Stille im Ohr. Die Stille unserer Wohnung in der Nacht dagegen war kaum zu ertragen, da mir der Tinnitus noch viel lauter vorkam und nicht von anderen Geräuschen in den Hintergrund gedrängt wurde. Teilweise lief ich mit dem Finger im Ohr herum, um herauszufinden, ob sich mein lästiger Begleiter irgendwie verändert hatte, um daraus Hoffnung zu schöpfen, wenn er denn leiser geworden wäre, dass ich ihn auch irgendwann wieder loswerden würde. Natürlich nutzte ich auch die Möglichkeiten, mich über Tinnitus im Internet schlau zu machen. Dort waren die schrecklichsten Einträge zu lesen. Von Leuten, die ihr Gehör vollends verloren bis hin zu Leuten, die sich deswegen umbrachten, weil sie dieses Geräusch nicht mehr aushielten. Auf den Seiten der Tinnitus-Liga erhoffte ich mir Hilfe, aber dort war nur Niederschmetterndes zu vernehmen. Hast Du einmal mehrere Monate Tinnitus, wirst Du ihn nie wieder los - das war der Tenor. Das bewusste Hinhören zum Geräusch würde sich mit der Zeit ins Gehirn „brennen" und damit chronisch werden. Mit diesen Aussichten wurde ich noch viel panischer und merkte, dass dadurch auch mein Tinnitus stärker wurde.

Von einer Freundin erhielt ich den Tipp, doch mal zu einem anderen HNO-Arzt zu gehen, der auch gleich mal – im Gegensatz zum vorigen Arzt - alle organischen Dinge untersuchte. Da ein Tinnitus ja auch durch Fehlstellungen der Halswirbelsäule oder auch durch Kieferprobleme (Zähneknirschen im Schlaf) entstehen kann, ließ ich alle diese Dinge untersuchen. Nach zahlreichen Arztbesuchen wurde aber klar, dass es keine organische Ursache geben konnte und für meinen HNO blieb es ein Rätsel, wieso ich Tinnitus hatte. Beim nächsten Besuch fragte er mich dann, ob ich in letzter Zeit extrem viel Stress um die Ohren hatte. Viele Dinge seien ja nicht physisch bedingt, sondern auch psychisch, seelisch. Er hätte eine Kollegin, die sich auf Tinnitus spezialisiert habe und nach jahrelangem Praktizieren auf einer HNO-Abteilung im Krankenhaus wohl zu dem Schluss gekommen sei, dass viele Tinnitusfälle psychisch gelagert seien. Ich machte sofort einen Termin bei ihr. Eigentlich hatte ich in der letzten Zeit auch nicht mehr um die Ohren als vorher, allerdings hatten sich familiär viele Dinge in den letzten 1-2 Jahren getan, die, wie sich im Nachhinein herausstellen sollte, mich doch noch sehr belasteten.

Meine Eltern hatten sich nach dem Umzug in ein neu gebautes Mehrfamilienhaus, in dem mein Mann und ich zusammen mit meinem Bruder und seiner Familie lebten, getrennt, meine Mutter hatte darauf mehrere Suizidversuche. Mein Vater kam nach ca. einem Dreivierteljahr zu meiner Mutter zurück. Für mich aber war der Umstand, dass mein Vater wieder da war, eine Art Beruhigung. Für mich schien fast alles wieder im Lot. Ich hatte mich in der Zeit des Klinikaufenthaltes meiner Mutter um meine Mutter und das ganze Haus kümmern müssen, was ich ja jetzt nicht mehr tun musste. Allmählich kam mein normales Leben wieder zurück.

Bis eben zu jenem Tinnitus.

Bei mir ist sehr oft so, dass ich mir Krankheiten in Stressphasen einfach nicht gönne, ich mir eine Art Vorschuss bei meinem Körper hole. Sobald die Stressphase dann vorüber ist, meistens am Wochenende, erwischt mich dann beispielsweise eine starke Erkältung. Dies würde auch erklären, warum ich den Tinnitus nicht in der Phase der hohen psychischen Belastung (Trennung der Eltern, Suizidversuche meiner Mutter) bekommen habe, sondern erst, als vermeintlich "wieder alles in Ordnung" war. Mir wurde in den Gesprächen mit der Psychotherapeutin klar, dass ich noch Glück gehabt hatte. Mich hätte auch ein Herzinfarkt oder eine andere schwere Krankheit als Ausdruck meiner Seelenlage ereilen können. Dass ich ausgerechnet ein lästiges, permanenten Pfeifen im Ohr hatte, war Ausdruck meiner Seele, die mir damit zu verstehen gab, dass ich viel zu viel um die Ohren gehabt hatte.

Ich begann also, zusammen mit der Therapeutin, meine Beziehung zu meinen Eltern und was in der Vergangenheit passiert war, aufzuarbeiten. Sie riet mir dazu, auch wieder Sport zu treiben, was ich auch tat. Ich ging fortan regelmäßig joggen und ernährte mich sehr gesund.

Ich erfuhr auch, dass ich gegen dieses „Einbrennen“ des Tinnitus ins Nervensystem etwas tun konnte. Ich musste von diesem bewussten Hinhören wegkommen. Dazu ging ich mit einem CD-Player abends ins Bett, worüber ich wunderbar einschlafen konnte. Meinen Tinnitus hörte ich dann einfach nicht mehr, da die leise Entspannungsmusik ihn übertönte, die mich auch wunderbar entspannen ließ. Noch dazu lenkte ich mich tagsüber mit Arbeit und schönen Freizeitaktivitäten ab.

Ich bemerkte in den darauf folgenden Monaten, wie sich mein Gehör wieder verbesserte. Die Frequenzverschiebung verschwand zusehends und das Geräusch wurde immer leiser. Nach ca. einem Dreivierteljahr (laut Tinnitus-Liga hätte es da ja schon längst chronisch sein müssen!!!) hatte ich das Geräusch nur noch stärker, wenn ich mal wieder Stress hatte oder wenn ich auch mal ein Gläschen Wein getrunken hatte, was aber nach dem Schlafen wieder verschwand. Nach ca. 1,5 Jahren war er völlig verschwunden.

Wenn ich heutzutage hin und wieder mal ein Pfeifen höre, was ein paar Sekunden anhält, erschrecke ich zwar immer noch und denke "hoffentlich bleibt der Ton nicht“ und versuche mich sofort abzulenken, aber bis jetzt ist er immer wieder verschwunden. Allerdings nehme ich dieses Ereignis jedes mal zum Anlass zu hinterfragen, ob ich in letzter Zeit nicht zu viel Stress hatte, ich betrachte diese Art des Geräusches als meinen persönlichen „Mahner“, meine momentane Situation zu hinterfragen, mich nicht zu übernehmen und auch mal wieder zu entspannen.

Allen, die mit Tinnitus zu tun haben, kann ich eine psychotherapeutische Behandlung nur empfehlen. Solange organisch nichts feststellbar ist, würde ich immer auch mal meine Seele hinterfragen. Auf keinen Fall würde ich mich von irgendwelchen Foren oder Scharlatanen, die ihre Wundermittelchen verkaufen wollen, verrückt machen lassen. Ein auch Monate bestehender Tinnitus muss nicht bleiben! Eine gesunde Seele in Kombination mit Sport war bei mir jedenfalls das allerbeste Heilmittel.