Großbritannien. Es steht fest, dass
unter Depression und/oder Angst leidende Patienten von einer kognitiven
Therapie oft nachhaltig profitieren. Wie eine Studie von J. Proudfoot und
Kollegen zeigt, setzt der Erfolg einer solchen Behandlung nicht zwingend
das persönliche Engagement eines Therapeuten voraus. Offenbar lassen sich
die erforderlichen Kompetenzen auch per Computer in Form eines
mehrwöchigen Trainings vermitteln („Beating the Blues“, www.ultrasis.com).
In der britischen Untersuchung
hatten sich 274 ambulant betreute Patienten randomisiert entweder nur der
jeweils üblichen Angst- und Depressionsbehandlung unterzogen oder
zusätzlich auch das erwähnte Computerprogramm absolviert. Die
Standardbehandlung umfasste nach Bedarf Medikamente und diverse
psychosoziale Hilfen. Während die Mitglieder der Computer-Gruppe keine
persönliche Beratung oder irgendwelche psychologischen Interventionen
erhielten, war dies in der Vergleichsgruppe möglich. Die Nutzer der
Computertherapie sahen sich ein 15-minütiges Einführungsvideo an und
absolvierten anschließend im Lauf von zwei Monaten acht Übungseinheiten.
Zu deren Themen gehörten insbesondere: angenehme Ereignisse, automatische
Gedanken, Denkfehler, Ablenkung, Infragestellen krankmachender Gedanken,
zentrale Glaubenssätze, die Art und Weise, Dinge zu bewerten,
Aktivierungsmaßnahmen, Problemlösungstechniken, Expositionstraining,
Aufteilung von Aufgaben in kleinere Portionen und Schlafmanagement. Jede
der wöchentlich stattfindenden Sitzungen dauerte 50 Minuten, sah
„Hausaufgaben“ vor und lieferte dem Patienten schriftliche
Zusammenfassungen und Rückmeldungen zum Therapiefortschritt. Eine
Sprechstundenhilfe kümmerte sich pro Sitzung maximal fünf Minuten um den
Patienten.
Unter diesem Vorgehen besserte sich
das Befinden in der Computergruppe unter mehreren Gesichtspunkten stärker
als in der Vergleichsgruppe. Dies galt insbesondere für das
Hauptbeurteilungskriterium, den Score auf dem Beck Depression Inventory
(BDI), der nach der Computertherapie signifikant (p = 0,0006) niedriger
ausfiel (11,6 Punkte) als nach der regulären Behandlung (16,2 Punkte).
Nutzer des Computerangebots kamen im Alltag und Arbeitsleben besser
zurecht und waren mit der erhaltenen Behandlung zufriedener. Die Autoren
betonen, dass die Nutzung der von ihnen entwickelten Zusatztherapie
keinerlei Computerkenntnisse voraussetzt. Wie die beschriebenen
Erfahrungen zeigen, ist sie zudem sehr gut in den Praxisalltag
integrierbar. Im Hinblick auf den vielfach bestehenden Mangel an
kognitiven Verhaltenstherapeuten eröffnet sie vielen Patienten eine
sinnvolle Alternative, schnell und effektiv Hilfe zu erhalten. Letztere
ist auch wirtschaftlich, wie Berechnungen von Proudfoot und Mitarbeitern
zeigen.
J. Proudfoot et
al.Clinical efficacy of computerized cognitive-behavioural therapy for
anxiety and depression in primary care: randomised controlled trial.
Brit. J. Psychiatry 2004
(185) 46-54 |