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Über Innere Barrieren
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Die folgende
Erlebnisbeschreibung und den anschließenden Kommentar verdanke ich einer
Freundin (M.). Beide regen dazu an, über unsere inneren Barrieren
nachzudenken und sie - mitunter - auch zu überwinden.
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Jemanden
vom Bahnhof abholen, Wartezeit. Wie lang? Keine Ahnung. Kein Plan. Fein,
ein Geschenk des Himmels.
Nicht auf die Uhr gucken, keine Ungeduld. Meine Zeit! Funktionslos.
Nichts geschieht. Schön, endlos, ganz entspannt. Ich lasse den Blick
weit laufen. Ein Baum 100m weiter bremst. eine Eiche? Egal. Struktur?
egal. Alter? Egal. Evolution-Funktion-Biologie-Ökologie-Verwendungszweck
- alles ist mir jetzt scheißegal. Der Baum ist einfach da und hält
meinen Blick. Ich brauche nicht nachzudenken. Es ist ganz still in
meinem Kopf. Lange. Plötzlich sehe ich zwischen mir und dem Baum ein
Schild. Es ärgert mich , rund mit weißem Balken. Es stört mich. Wieso
habe ich es vorher nicht wahrgenommen? "Durchfahrt verboten". Ich
amüsiere mich. Aha. "Durchfahrt verboten".
Welcher Idiot will mich daran hindern können? Ich könnte einfach zu
meinem Baum. Scheiß auf das Schild. Ich will nicht hingehen - ich bin
schon da. Aber niemand kann mich mit einem Schild hindern: verboten -
ich darf nicht? Unfug. Witzig, das Schild ist nicht rot, die sind doch
immer rot, dieses ist vergilbt und albern. Jetzt habe ich Spaß: Was ist
zwischen mir und dem Schild? Was ist zwischen mir und meinen Gefühlen?
Was ist zwischen mir und mir? was hindert mich identisch zu sein? Was
hindert mich authentisch zu sein? ein albernes Schild im Kopf
:"Durchfahrt verboten" Luftholen, aufatmen. Schön. Traurig. |
Kommentar: Irgendwie
scheint ja alles eigentlich so einfach zu sein. Aber ich denke wohl immer
noch viel zu viel und dann noch ziemlich kompliziert. Ich komme langsam
dahinter, dass nicht Sachzwänge, nicht Gesellschaft, noch irgend etwas oder
irgend wer meine Freiheit behindern, sondern einzig allein ich selbst.
Mir scheint heute, dass alle meine brachialen und subtilen Kämpfe um meine
Freiheit mir nur immer mehr das Gefühl von Enge und Gefangenschaft, von
Geiselhaft und Bedrohung beschert haben, weil sie gegen vermeintliche Feinde
und vermeintliche Grenzen gerichtet waren. Dabei müsste ich doch gar keine
Grenzen überschreiten, wenn ich sie mir nicht selber setzen würde.
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