Die folgenden Tipps entstammen dem Buch von „David Schnarch: Die
Psychologie sexueller Leidenschaft. Klett-Cotta, Stuttgart 2006. ISBN . 511
Seiten. 3-608-94161-4." Sie wurden mehr (!!) oder weniger frei modifiziert von
Dr. Dr. med. Herbert Mück.
Auch in Dauerbeziehungen
überraschen und Neues entdecken
Nicht Gewohnheit und eingefahrene
Verhaltensweisen erwecken sexuelle Leidenschaft, sondern Überraschung und
ungewohnte neue Reize. Ein bewährtes „Liebesmittel“ besteht für Paare darin,
sich immer wieder neu zu entdecken (den anderen insbesondere auch sexuell zu
erkunden). Dazu können beide Partner ihren Beitrag leisten, indem sie immer
mehr von sich selbst zeigen (d. h. von ihrem Denken, Fühlen und Verhalten) und
andererseits beim Partner nach unbekannten Seiten forschen. Nur so kann
letztlich eine umfassende Intimität entstehen, bei der man sich eben nicht nur
körperlich entblößt, sondern sich auch seelisch als der- oder diejenige zeigt,
als der oder die man sich selbst fühlt oder verwirklichen will. Teilen Sie
also Ihrem Partner möglichst Ihre momentanen Gedanken und Gefühle mit,
insbesondere auch ihre Wünsche und Fantasien an das sexuelle Miteinander.
Gehen Sie Konflikten nicht aus dem Weg und benennen Sie mögliche Defizite und
Enttäuschungen, aber bitte in einer Form, die den anderen wertschätzt. So
verhindern Sie, dass sich Routine und Langweile einschleichen und eine
scheinbare „Komfortzone“ breit macht, die durch ihre Festgefahrenheit auf
Dauer eher einschränkt als sexuell belebt. Und noch etwas: Wahre Intimität
muss sich keineswegs immer nur wohlig anfühlen – sie kann auch verunsichern!
Intimität
(„Selbstenthüllung“): Mehr als nur den Körper zeigen
Intimität wird nicht nur auf körperlichem Weg
oder durch gegenseitiges Vertrauen, Akzeptanz, Empathie, Bestätigung und
gegenseitige Enthüllungen möglich. Bewältigte Konflikte, Selbstbestätigung und
einseitige Preisgabe tragen dazu mindestens ebenso effektiv bei. Bedenken Sie:
Man kann einen Menschen nur dann wirklich lieben, wenn man ihn auch richtig
kennt.
Sexualität als
Möglichkeit zur Persönlichkeitsentfaltung
Nutzen Sie auch die Sexualität dazu, sich in
Ihren Persönlichkeiten weiter zu entwickeln und zu denjenigen zu werden, die
sie sein wollen. Begrüßen Sie es nicht, wenn Sie glauben, dass der andere für
sie vorhersagbar und vertraut geworden ist. Damit schwindet nämlich der Reiz
des Neuen und beginnt der andere als interessantes Individuum zu verblassen.
Begrüßen Sie lieber jeden neu erkannten Unterschied zu Ihnen als Ausdruck von
Besonderheit. Jede festgestellte Eigenartigkeit bewahrt sie über kurz oder
lang zugleich vor Enttäuschungen, die immer dann entstehen, wenn Sie von sich
selbst auf den anderen rückschließen. Und bedenken Sie: 1. Kaum jemand ist
schon zu Beginn einer bestimmten Paarbeziehung für diese „beziehungsfähig“,
das wird man meist erst durch die jeweilige Beziehung selbst. 2. Wir suchen
uns keinen Menschen aus, der perfekt zu uns passt, denn auch wir selbst sind
nicht perfekt.
Selbstwert nicht vom
Partner abhängig machen
Verzichten Sie darauf, sich den anderen
„zurechtzuschmieden“, indem er irgendetwas tun, einsehen oder zugeben soll.
Sie benutzen ihn sonst nur als „Außenstation“ für die eigene Person, die Gutes
für Sie tun und Mängel beheben soll. Konzentrieren Sie sich lieber auf sich
selbst und geben Sie sich selbst das, was Sie vom anderen sehnlichst erwarten
(Selbstbestätigung bzw. Selbstregulation anstelle von Fremdbestätigung bzw.
Fremdregulation). Öffnen Sie sich Ihrem Partner, ohne von ihm zu erwarten,
dass er Gleiches tut oder Ihre Äußerungen akzeptiert. Machen Sie auch ihr
sexuelles Selbstwertgefühl nicht vom anderen und dessen Reaktion abhängig.
Indem Sie sich dem anderen zeigen, wie Sie sind, geben Sie sich bereits selbst
die Bestätigung, so auch sein zu dürfen! Permanente Auseinandersetzungen
darüber, wie etwas wirklich war, sind ein verlässlicher Gradmesser dafür, wie
abhängig man von der Bestätigung durch andere ist. Auch Ängste (Defizite in
der Selbstregulation) sind ein wichtiger Hinweis auf eine noch unzureichende
Differenzierung. Und nicht zu vergessen: Wer sich von der Meinung anderer
abhängig macht, wird dadurch manipulierbar!
Auch in der
„Verschmelzung“ bei sich bleiben
„Sexuelle Verschmelzung“ kann sehr erregend
sein, geht auf Dauer aber mit der Gefahr einher, dass sich die Beteiligten
nicht mehr als Individuen erleben. Der andere dient dann immer mehr nur als
Ersatzteil (bzw. wie eine Transfusion) zur eigenen Vervollkommnung. Er oder
sie wird nicht mehr als Person mit eigenen Wünschen und Rechten erkannt und
darf sich dann kaum noch verändern, weil von seinem Verhalten das eigene
Selbstgefühl abhängt. Hinzu kommt die Gefahr, dass beide Partner sich auf ein
Minimalprogramm von Erlebnis- und Verhaltensweisen einigen, um die
Verschmelzungsmöglichkeit nicht zu gefährden. Keiner traut sich dann mehr,
Wünsche zu äußern, bei denen er nicht von vornherein sicher sein kann, dass
sie der andere nicht zurückweist. Auf Dauer kann sich so eine „tyrannische
Harmonie“ einstellen, deren Langweile erdrückt. Entwickeln Sie daher die
Fähigkeit, auch im engen emotionalen und körperlichen Kontakt dem anderen nahe
zu sein und doch zugleich auch an sich selbst festzuhalten, also Ihr
Selbstgefühl zu wahren. Üben Sie, Ihre Wünsche nach Bindung und Autonomie
immer wieder neu auszubalancieren. Bleiben Sie nicht nur dem anderen, sondern
auch sich selbst treu! Die Alternative „Halte an dir oder mir fest“ ist alles
andere als zwingend. Es ist möglich, dem anderen sehr verbunden zu sein und
doch gleichzeitig man selbst zu bleiben. Es ist eine Illusion anzunehmen, in
einer glücklichen Beziehung müsse alles synchron (wie beim Eiskunstlauf)
vonstatten gehen. Bei einer „emotionalen Verschmelzung“ laufen die Beteiligten
Gefahr, sich gegenseitig Funktionen zu übertragen, um so ihr eigenes Selbst
aufblähen zu können. In einem solchen Fall werden Sie dann vom anderen nicht
„begehrt“, sondern schlicht „gebraucht“. Im Gegensatz zu einer immer
sinnvollen wechselseitigen Unterstützung wird bei einer „Funktionsübertragung“
an den anderen (z. B. Selbstwertstützung) das Funktionsniveau des einen
Partners herab- und das des anderen heraufgesetzt. Dominanz, Einschüchterung,
beschwichtigende Unterordnung und emotionaler Rückzug sind häufige
Begleiterscheinungen. Eine stabile und differenzierte Persönlichkeit braucht
dagegen nicht zu befürchten, sich in einer Beziehung „aufzulösen“ oder
„verschlungen“ zu werden. Außerdem erträgt sie es, alleine zu leben. Auch in
einer Partnerschaft hat „differenziert“ (= unterschieden sein, man selbst
bleiben) nichts mit „ichbezogenem Streben“, reinem „Individualismus“ oder
„Egoismus“ zu tun. Ein solches Verhalten beschreibt die Fähigkeit, das
Bedürfnis nach Individualität und das Bedürfnis nach Miteinander in ein
Gleichgewicht zu bringen und die eigene Identität zu bewahren. Differenzierte
Menschen sind selbstbestimmt und brauchen daher nicht auf Unabhängigkeit zu
pochen. Also scheuen Sie sich nicht, sicht- und spürbar Positionen zu
beziehen, die Sie als Person erscheinen lassen. Dann werden Sie von Ihrem
Partner auch „erkannt“.
In sexuellen Problemen
Alltagsprobleme wiedererkennen
Betrachten Sie „sexuelle Probleme“ nicht als
isolierte Ereignisse, die sich „nur im Bett“ ereignen. Oft sind sie Ausdruck
der Art und Weise, wie Sie auch sonst mit dem Leben umgehen. Weiten Sie daher
immer auch Ihren Blick und fragen Sie sich, ob Ihnen an Ihrem Denken, Fühlen
und Verhalten manches auch aus anderen Situationen bekannt vorkommt.
Sexualität ist für viele Menschen wie ein Mikroskop, indem sie sich plötzlich
viel deutlicher bzw. spürbarer wahrnehmen können als im Routinebetrieb des
Alltags. So wird sich ein Selbstwertproblem über kurz oder lang auch in der
Sexualität bemerkbar machen (etwa wenn man ein eher unauffälliger Mensch sein
und bleiben will). Wer sich schon im Alltag nicht „verbunden“ fühlt, wird auch
in der Sexualität nicht unbedingt „Verbundenheit“ erleben. Da es oft um
grundsätzliche Verhaltensmuster geht, kann sich „sexuelle Weiterentwicklung“
sogar auf Ihr gesamtes Leben günstig auswirken. Nutzen Sie also Ihre
Sexualität auch als hilfreiches und wirksames Instrument der Selbsterkenntnis
und Selbstentfaltung.
Sich von Vergangenem
lösen
Haften Sie nicht an der Vorstellung, dass Ihre
Vergangenheit so mächtig ist, dass diese eine befriedigende Sexualität
unmöglich macht. Letzteres ist natürlich dann der Fall, wenn die dauernde
Beschäftigung mit der Vergangenheit so viel Energie verzehrt, dass für
sexuelles Begehren nichts mehr zur Verfügung steht. Wenn sie darauf achten,
was sich in Ihrer heutigen Sexualität abspielt, kommt die Vergangenheit
automatisch auch zum Zug. Sie kann dann allerdings im hier und jetzt und in
ihren Auswirkungen auf das heutige Geschehen aufgearbeitet werden.
Vorsicht vor
Techniktipps
Lösen Sie sich von der Erwartung, für jedes
persönliche und damit auch sexuelle Problem gebe es eine bestimmte
psychologische Technik, bei der es nur darauf ankommt, sie richtig anzuwenden.
Solche Techniken gibt es nicht. Hüten Sie sich insbesondere vor einer
technikfixierten Sexualität, bei der die Befolgung bestimmter Anweisungen
„Erfüllung“ verspricht. Ein solches Vorgehen zieht oft die Aufmerksamkeit vom
Partner ab, lenkt die Konzentration auf eigene Empfindungen und erzeugt
regelrecht einen Orgasmuszwang. In einer solchen Situation ist es kein Wunder,
wenn man auf den Partner kaum noch Lust verspürt, der Kontakt zum anderen
verloren geht und die sexuelle „Begegnung“ ihren Reiz verliert. Das gilt
insbesondere, wenn man auch noch dem Rat mancher Sexualtherapeuten folgt, sich
in der Fantasie einen anderen Partner vorzustellen. Machen Sie sich bewusst,
dass „sexuellen Problemen“ keineswegs nur körperliche Funktionsstörungen oder
ein Libidomangel zugrunde liegen kann. Mindestens genau so bedeutsam sind
Beziehungsprobleme, die sich eher selten durch Fertigkeiten und Techniken
lösen lassen als vielmehr durch persönliche Reifungsschritte.
„Schöne Sexualität“ ist
nicht abrufbar, sie muss erschaffen werden
Die Schönheit der Sexualität liegt weniger in
dieser selbst als in den Beteiligten. Sie muss daher immer erschaffen und in
die Sexualität hineingetragen werden. Wie schön Sexualität dann wird, hängt
somit wesentlich davon ab, wer wir selbst sind und wie wir mit dem Leben
umgehen. So erklärt sich, warum ältere Menschen davon ausgehen, dass sie im
jetzigen Alter „weitaus besser im Bett“ sind als früher. Sie können sich ihrem
Gegenüber leichter zu erkennen geben und müssen sich und dem anderen nicht
mehr so viel vormachen. So fühlt sich ein reifer Mann durch eine selbstbewusst
auftretende Frau nicht bedroht. Er kann sich von dieser auch auffangen und
stützen lassen. Eine reife Frau kann initiativ werden und muss sich für ihre
erotischen Wünsche nicht mehr rechtfertigen.
Stimulation durch Sinn
und Bedeutung
Die Fähigkeit, Sexualität Sinn und Bedeutung zu
verleihen, hat das menschliche sexuelle Potenzial enorm erweitert. So erklärt
sich, warum manche Menschen auch trotz geringer körperlicher Erregung zum
Orgasmus kommen oder sogar ohne Orgasmus intensiven Sex erleben können. Dabei
geht es meist weniger um exotische Liebesstellungen als vielmehr um inneres
Wachstum. Dagegen können Bedeutungen, die man selbst bestimmten Vorgängen
zuschreibt, oder ungünstige Vorstellungen, die man sich von anderen macht,
Lust töten. Dazu kann es beispielsweise kommen, wenn man als „sexuell
Nehmender“ Leistungsdruck oder Schuldgefühle verspürt. Auch Wut und Ärger
können Lust rauben. Dagegen kann die Vorstellung, durch ein bestimmtes
Verhalten Regeln zu verletzen, je nach Person lustfördernd oder lustdämpfend
wirken. Das Erregungsniveau beeinflussen auch Vorstellungen davon, inwieweit
der andere zu einem passt und ob das Ambiente oder die sonstigen Umstände als
günstig oder störend erlebt werden. Angst kann in geringer Dosierung Erregung
fördern und Langweile vermeiden, in zu großer Dosis aber Lust verhindern.
Schließlich gehört ein gedankliches Hintergrundgeräusch, bei dem man das
aktuelle Geschehen selbst pausenlos kommentiert, zu den gängigen Lusttötern.
Da die Triebimpulse und Sinnesreize sexuelles Begehren mit zunehmendem Alter
weniger stark stimulieren, die Erregungs- und Orgasmusschwelle also ansteigt,
können hilfreiche (!) Gefühle und Gedanken umso bedeutsamer für die
Lusterzeugung werden. Dabei kommt es dann darauf an, Erotik, Begehren,
Leidenschaft, Liebe und emotionale Verbundenheit zu fördern (sich z.B. von
emotionaler Verbundenheit in der Sexualität leiten zu lassen)..
Sich sexuell authentisch
verhalten
Verzichten Sie auf widersprüchliche
Botschaften, bei denen Sie Ihrem Partner verbal versichern, alles sei so in
Ordnung, während Sie nonverbal auf Veränderung drängen. Bemühen Sie sich auch
in diesem Lebensbereich darum, sich echt („authentisch“) zu verhalten. Ihr
Partner wird dies registrieren und Ihnen danken. Machen Sie sich bewusst, dass
Sie vor allem etwas von sich selbst verraten (von Ihren Wünschen, Vermutungen,
Werten usw.), wenn Sie das Verhalten Ihres Partners „deuten“. Kompromisse oder
Zug-um-Zug-Vereinbarungen („ich bediene stärker deine Vorlieben, dann bediene
du auch stärker die meinen“) bringen nicht immer das erwartete Ergebnis: Zwar
kommt es zum vereinbarten Verhalten, aber das begleitende Desinteresse wird
vom „Bedienten“, sobald er „an der Reihe ist“, als mangelndes Begehren
gespürt. Ein solches Ergebnis bremst dann die Lust oft mehr, als dass es sie
fördert. Und letztlich bekommt doch keiner das, was er vor allem wollte.
Einstellungen und
Verhalten ändern, nicht nur das Denken
Erwarten Sie nicht, dass sich Ihre Sexualität
allein durch „bemühtes“ Denken verändert. Ohne eine entsprechende Änderung
Ihrer Einstellungen, wird sich wenig verändern. Denken Sie auch an die von
einigen Paaren praktizierte Möglichkeit, Konflikte „im Bett auszuschlafen“.
Unsere Geschlechtsorgane mögen zum Sex geeignet sein, zur Ausübung von Liebe
sind Kopf und Herz oft viel begabter. Wenn die Geschlechtsorgane einmal ihren
Dienst versagen, braucht die Liebe also nicht zu versiegen und können auch
andere Wege gefunden werden, um Sexualität zu leben. Und bedenken Sie: Damit
sich in einer Paarbeziehung nichts bewegt, bedarf es beider Partner.
Wenn man eine Veränderung in Gang setzen will, reicht dagegen
meist schon einer aus.
Den Partner „bis zur
Entspannung umarmen“
Finden Sie einen neuen Zugang zueinander, indem
Sie sich tagsüber nicht nur die gesellschaftlich üblichen und maximal 4 bis 5
Sekunden dauernden Umarmungen zugestehen. Wenn Sie sich Umarmungen gönnen, die
so lange anhalten, bis die beiden Beteiligten sich entspannt fühlen, werden
Sie merken, dass es dafür auf einen besonderen „Stand“ ankommt: Es gelingt
fast nur, wenn jeder auf den eigenen Füßen steht, sich auf sich selbst
konzentriert und sich selbst beruhigt. Bereits wenn einer sich auf den anderen
stützt, rückt die Entspannung für beide schon in die Ferne. In der Art sich zu
umarmen, spiegelt sich immer auch etwas die Art und Weise wider, wie man
durchs Leben geht.
Sich beim Vorspiel
verständigen
Machen Sie sich bewusst, dass die Art und Weise
des sexuellen Vorspiels den Umgang eines Paares mit Intimität und die
Machtverhältnisse in der Beziehung widerspiegelt. Haben Sie sich
beispielsweise schon einmal gefragt, wer von Ihnen beiden darüber entscheidet,
wann das Vorspiel beendet ist und der Hauptakt beginnt? Das Vorspiel ist in
aller Regel ein Verständigungsprozess darüber (oft mit unbewusstem „Handeln
und Feilschen“), auf welcher Ebene von Intimität, Erotik Bedeutungserleben und
emotionaler Verbundenheit sich die sexuelle Begegnung im weiteren Verlauf
entfalten soll. Das Vorspiel gibt insbesondere die emotionale Grundstimmung
und die Bedeutungsebene vor. Manchmal ist das Vorspiel für den einen und der
folgende Teil für den anderen Partner gedacht. Sexuelle Probleme lassen sich
daher nicht selten, durch Veränderungen des Vorspiels verringern.
Vorspiel und Orgasmus
mit offenen Augen
Offenbar schließt die Mehrheit westlicher
Menschen bei sexuellen Begegnungen die Augen. Wenn Sie zu diesem Personenkreis
gehören, bieten sich Ihnen neue Erlebensmöglichkeiten, wenn Sie künftig die
Augen auch beim Vorspiel öffnen und ihren Partner damit näher an sich heran
bzw. in sich hineinblicken lassen. Sex mit offenen Augen (= einer offenen
Seele) signalisiert Ihrem Partner, dass Sie ihn bei sich haben wollen.
Möglicherweise werden Sie sich dann Ihrer eigenen Person besonders intensiv
bewusst und entwickeln das Gefühl, dass Sie Ihrem Partner extrem nahe und
völlig preisgegeben sind. Außerdem werden Sie dann vermutlich auch den
erwähnten „Verständigungsprozess“ besser registrieren und so Neues über Ihre
Beziehung erfahren. Vielleicht merken Sie dann auch, dass Sie bislang beim
Liebemachen weit weg voneinander waren und sich ganz auf ihre eigenen
Sinnesempfindungen konzentriert haben, so dass sich zwar die Körper berührten,
die Personen aber nicht wirklich begegneten. Jedenfalls gehören sexuelle
Begegnungen mit Blickkontakt zu den Formen intensivster Intimität. Sex mit
offenen Augen setzt voraus und fördert, dass man sich bedingungslos
aufeinander einlässt und an den Erregungsmustern des anderen teilhat (so dass
man auch von den eigenen Sinneserfahrungen nicht mehr abgelenkt wird).
Anfänglich mag das Öffnen der Augen noch ein Akt der Tapferkeit sein, ein Akt
der Selbstbejahung ist es immer. Wer dem Partner nicht ins Auge blicken will,
sieht vielleicht auch bei anderen Dingen weg bzw. hat generell Angst, dem
Leben ins Auge zu blicken.
Den anderen wirklich
berühren
Manche Paare streicheln sich, ohne dabei den
anderen wirklich zu spüren. Sie spüren zwar Haut, aber nicht den Partner. Von
einer echten Kontaktaufnahme kann dann keine Rede sein. Wie steht es mit
Ihnen? Berühren Sie den anderen auch in seinem Wesen und seinen Gefühlen?
Manchmal hilft es, Bewegungen zu verlangsamen, um den Kontakt besser zu
spüren. Wer beim gemeinsam Tanz Kontakt erlebt, kann diese Erfahrung auf die
Sexualität übertragen.
Weitere Tipps
Genuss steigert sich oft
dadurch, dass man über ihn redet. Verfallen Sie bei sexuellen Begegnungen also
nicht in Sprachlosigkeit. Tauschen Sie Ihre Erfahrungen und Ihr Erleben aus.
Gehen Sie nicht der Versuchung auf den Leim, Ihren Partner in jahrelanger
mühseliger Kleinarbeit zu ändern, um sich dann von ihm zu trennen, weil es
sich nicht mehr um die Person handelt, die Sie einmal geheiratet haben.
Verzichten Sie möglichst auf Alkohol. Dieser verlangsamt die nervlichen
Reaktionsabläufe. Wenn man sich unter Alkohol „beflügelt“ fühlt, hat dies
meist damit zu tun, dass Alkohol vorübergehend Angst und Anspannung verringert
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